Legasthenie - Anzeichen

Was sind die Anzeichen einer Legasthenie?

Beim Leseprozess können folgende Auffälligkeiten auftreten:

• Das Kind möchte anfangen zu lesen, zögert jedoch sehr lange.
• Neben diesen Startschwierigkeiten liest es sehr langsam und verliert beim Lesen die Zeile.
• Es lässt Wörter, Silben oder Buchstaben aus, verdreht diese oder ersetzt sie durch andere. 

Beim Verständnisprozess können folgende Auffälligkeiten auftreten:

• Das Kind hat Probleme, das Gelesene wiederzugeben und den Inhalt mit anderen Informationen zu verknüpfen. 
• Dadurch können bei manchen Legasthenikern Rechenschwierigkeiten in der Schule entstehen, da die Aufgabenstellung nicht verstanden wird.

Beim Schreibprozess können folgende Auffälligkeiten auftreten:

• Das Kind hat Schwierigkeiten den Buchstaben zu schreiben, häufig auch bis zu dem Punkt hin, dass es unleserlich ist.
• Schreibt es einen Text ab, so kommen viele Fehler vor. Verfasst es Texte selbst werden dazu noch grammatikalische Fehler wie die Vertauschung der Wortreihenfolge gemacht. 

Der Gedanke, dass jedes Kind im Rahmen des Schriftspracherwebs Fehler macht, wirft natürlich die Frage auf, wie eine altersgerechte Entwicklung von einer Legasthenie unterschieden werden kann. 

Unter dem Aspekt lassen sich drei Punkte hervorheben:

• In Bezug auf die Fehlerhäufigkeit treten bei Legasthenikern durchschnittlich mehr Fehler auf
• Es lässt sich keine/kaum eine Verbesserung der Probleme erkennen, andere Kinder werden im Laufe des Lernprozesses zunehmend besser
• Es lässt sich kein Fehlermuster erkennen. Beispielsweise wird das gleiche Wort in einem Text unterschiedlich falsch geschrieben (Schtul, Stulh, Suhl,...)

In den schulischen Kontext eingebettet führt es dazu, dass das Kind überdurchschnittlich lange für die Hausaufgaben braucht.
Es besteht oft eine Diskrepanz zwischen der mündlichen und der schriftlichen Leistung des Kindes. Außerdem kommt es auch häufig zu einem Klassenwechsel. 

Zweifellos kann diese Erkrankung eine starke psychosoziale Belastung des Kindes bewirken.
Sie kann sich sowohl in psychischen Symptomen wie Schul- und Versagensängsten oder sinkender Motivation, in Verhaltensauffälligkeiten als auch in psychosomatischen Symptomen wie Bauchschmerzen und Kopfschmerzen äußern. 

Zudem gibt es auch vorschulische Hinweise auf die Entwicklung einer Legasthenie:

1. Ein Meilenstein im Spracherwerb ist das Erreichen eines 50-Wörter-Sprachschatzes bis zum Ende des zweiten Lebensjahres.
   Ein Fünftel aller Kinder erzielt das erst später. Von diesen 20 % entwickelt die Hälfte eine Sprachentwicklungsstörung. Davon entwickeln wiederum die Hälfte (also insgesamt 5 %) eine Legasthenie. 
2. Viele Kinder, die eine Legasthenie entwickeln, können nach der Kindergartenzeit keinen Buchstaben des Alphabets benennen. Außerdem haben sie oft Problemen in der Unterscheidung von Lauten und Silben.