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pfeilKurzfassung

Unter dem Begriff „Osteomalazie“ versteht man eine Knochenstoffwechselstörung, bei der nicht ausreichend mineralisierter Knochen gebildet wird. Das führt zu einer Erweichung des Knochens. Der Begriff wird für Erwachsene benutzt, bei Kindern heißt diese Erweichung „Rachitis“. Betroffen sein kann prinzipiell jeder und jede Altersgruppe, ein höheres Risiko haben allerdings ältere Menschen, Schwangere und stillende Frauen (aufgrund des erhöhten Nährstoffbedarfs), Frauen generell und auch postmenopausale Frauen (Frauen in den Wechseljahren und danach) sowie Menschen mit Vorerkrankungen, die den Magen-Darm-Trakt, die Leber oder die Nieren betreffen,

pfeilIst das gefährlich

Eine Osteomalazie ist nicht lebensgefährlich, kann aber teils schwere Komplikationen mit sich ziehen, wie zum Beispiel einen Wirbelkörperbruch.

Wenn die Knochensubstanz erweicht und „schwach“ wird, kann sie irgendwann dem Druck des Körpers und des alltäglichen Lebens mit Bewegung nicht mehr standhalten und bricht in sich zusammen.

Ein fließender Übergang in eine Osteoporose, also dem Knochenschwund, ist möglich.

pfeilWann zum Arzt

Man sollte sich ärztlich vorstellen, wenn die Knochenschmerzen immer wieder auftreten bzw. anhalten, ohne dass man einen Auslöser festmachen kann.

Besonders ältere Menschen sind „gefährdet“, aber auch Menschen mit Vorerkrankungen, die sich auf den Vitamin-D-Haushalt auswirken (Darm-, Leber- und Nierenerkrankungen).

Treten zusätzlich Muskelschwäche, Gang- und Standunsicherheit sowie eine Neigung zu Stürzen auf, sollte man sich auf jeden Fall ärztlich vorstellen.

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Ursachen

Meist kommt es durch einen Vitamin-D-Mangel oder eine Stoffwechselstörung im Vitamin D Haushalt zu einer Knochenerweichung.
In seltenen Fällen kann eine Osteomalazie aber auch Vitamin D unabhängig auftreten. 

Vitamin d-abhängige Ursachen

  • Mangelnde Nahrungszufuhr
  • Absorptionsstörung (Störung bei der Aufnahme von Vitamin-D) – ausgelöst z. B.: durch Morbus Crohn oder eine Zöliakie (Glutenunverträglichkeit).
  • Unzureichende UV-Exposition (spielt in unseren Breitengraden eine größere Rolle, als die Vitamin D-Gewinnung aus der Nahrung → UV-Licht wird zur Eigensynthese benötigt) 
  • Leber- oder Nierenstörung (da beide Organe eine Rolle für den Vitamin D Stoffwechsel spielen)

Vitamin-D unabhängige Ursachen (selten)

  • Medikamentennebenwirkung 
  • Morbus Paget (Osteodystrophia deformans
  • Renale tubuläre Azidose
  • Phosphatdiabetes
  • De-Toni-Fanconi-Syndrom
  • extremer Kalziummangel
  • Phosphatmangel 

Pathophysiologie / Entstehung

Um die Pathophysiologie zu verstehen, müssen wir erstmal wissen, woraus unser Knochen besteht, nämlich aus Mineralien (Kalzium und Phosphat) und der Knochengrundsubstanz, die unter anderem von Kollagen und verschiedenen Proteinen gebildet wird.
Der Knochenstoffwechsel wird dann durch verschiedene Hormone gesteuert, die unsere Knochenzellen aktivieren, die dann entweder den Knochen aufbauen oder abbauen.

Auch die Knochensubstanz wird wie jedes andere Gewebe im Körper ständig erneuert.
Das Vitamin D spielt dabei eine wichtige Rolle, da das aus ihm gebildete Hormon 1,25-Dihydroxyvitamin D (Calcitriol) den Stoffwechsel direkt beeinflusst, sodass die „Kette“ zusammenbrechen kann, wenn das Vitamin nicht ausreichend vorhanden ist.

Der Vitamin-D-Mangel führt in der Folge über verschiedene Mechanismen, nämlich auch zu einer Hypokalzämie und Hypophosphatämie, also einem „zu wenig Vorhandensein“ der Mineralien in unseren Knochen, unter anderem durch „zu wenig Aufnahme“ der Mineralien über den Magen-Darm-Trakt.

Weiterhin stimuliert Calcitriol auch direkt die Bildung des sogenannten „Osteocalcin“.
Das ist Bestandteil der Knochenmatrix und erhöht die Festigkeit.
Vitamin D greift dabei aktiv in den Knochenstoffwechsel ein, teils direkt oder über Stimulation weiterer Mechanismen. 

Wenn das Längenwachstum dann abgeschlossen ist, manifestiert sich diese Mineralisierungsstörung durch eine Verformung der Knochen, die besonders gewichtsbelastet sind und geht mit einem höheren Frakturrisiko (Risiko für Knochenbrüche) einher.

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Symptome Osteomalazie

  • Knochenschmerzen – Wenn die Knochensubstanz erweicht, kommt es zu „generalisierten Knochenschmerzen“.
    Das bedeutet, dass einem quasi alle Knochen weh tun.
    • Schmerzcharakter – Der Charakter der Schmerzen ist hierbei dumpf und vor allem anhaltend (kontinuierlich).
    • Lokalisation – Häufige Schmerzlokalisationen sind der Brustkorb, die Wirbelsäule, der Oberschenkel und die Symphyse, also alles Lokalisationen, die hohes Gewicht tragen müssen, bzw. starker Belastung ausgesetzt sind.
    • Periostdehnungsschmerz – Die Schmerzen werden als sogenannter „Periostdehnungsschmerz“ bezeichnet.
      Dabei kommt es durch die Belastung im Alltag zu einer Verformung des Knochens, was die Knochenhaut, also das Periost reizt und so zu Schmerzen führt.
      Wichtig zu wissen ist, dass diese Schmerzen auch ohne das Vorliegen eines Knochenbruchs entstehen, sodass sie nicht als Psychogen fehlinterpretiert werden sollten.
  • Knochenbrüche – Es kommt ebenfalls eher zu „unerklärlichen“ Frakturen bzw. Frakturen ohne Unfall sowie zu einer Sturzneigung aufgrund einer neuromuskulären Einschränkung, was wiederum ebenfalls das Frakturrisiko erhöht, aufgrund der Stürze.
  • Muskelschwäche – Weiterhin treten Symptome einer Muskelschwäche auf (Gangunsicherheit, Watschelgang, etc.).

Wichtig zu wissen ist, dass die Symptome eigentlich nur bei einem sehr ausgeprägten Vitamin D Mangel auftreten.
Leichte Mangelerscheinungen kann der Körper zumindest für eine gewisse Zeit gut kompensieren.

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Diagnose

  • Anamnese (Arzt-Patienten-Gespräch)
    • Welche Symptome bestehen?
    • Seit wann?
      Auslöser definierbar?
    • Alter
    • Vorerkrankungen
    • Medikamenteneinnahme 
    • Beruf und Hobbys (genug Sonnenlicht?)
  • Körperliche Untersuchung
    • Stand beurteilen → Auffälligkeiten? Krümmung der Wirbelsäule, etc.
    • Abklopfen der Wirbelsäule → Schmerzen? 
    • Abtasten schmerzhafter Stellen → Schmerz provozierbar?
  • Blutuntersuchung
    • Vitamin D Spielen bestimmen
    • weitere Werte: alkalische Phosphatase (erhöht), Parathormonspiegel (erhöht), Kalzium- und Phosphatspiegel (erniedrigt) 
  • Urinuntersuchung (möglich) – auch auf Kalzium und Phosphat.
  • Knochendichtemessung – hilft bei der Unterscheidung einer Osteomalazie und der Osteoporose (dem Knochenschwund, quasi die „nächst höhere Stufe“
  • Röntgen
  • Skelettszintigrafie
  • Biopsie (möglich) – vor allem, wenn man sich bei der Ursache nicht sicher ist, um ein malignes Geschehen auszuschließen.
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Behandlung Osteomalazie

  • Vitamin-D-Substitution – Es gibt verschiedene Ansätze zum Ausgleich des Vitamin-D-Mangels.
    Je nach Ausprägung dessen kann eine ausreichende Sonnenexposition (nicht bei älteren wirksam), gesteigerte Zufuhr durch Substitution, da eine ausreichende Aufnahme über die Nahrung in der Regel nur erreicht wird, wenn regelmäßig Fisch oder Lebertran konsumiert wird, aber auch ausreichende Kalziumzufuhr wirksam sein.
    • Medikamente – Oftmals wird der Mangel medikamentös behandelt.
      Ein leichter Mangel wird hierbei mit ca. 800 - 1000 IE täglich ausgeglichen.
      Vitamin D muss immer mit etwas Fett eingenommen werden, da es ein fettlösliches Vitamin ist.
      Am leichtesten fällt deswegen den Meisten die Einnahme zum Essen.
      Bei einer Osteomalazie gibt es Schemata, bei denen höhere Dosen für die ersten 4-6 Wochen eingenommen werden (teils 5000-7000 IE/ Tag) und dann für weitere 4-6 Wochen 20.000 IE/Woche eingenommen werden und dann anschließend die Einstellung der Substitution anhand der Blutergebnisse (Laborparameter) erfolgt.
    • Intravenöse Einnahme – Für Personen mit einer Resorptionsstörung (Störung bei der Aufnahme) können intramuskuläre oder parenterale (intravenöse) Präparate verwendet werden bzw. höhere Dosen der oralen Präparate, damit die Versorgung gesichert ist.
      Außerdem ist eine ausreichende Kalziumzufuhr wichtig. 
  • Behandlung der Grunderkrankung – Liegt der Osteomalazie kein Vitamin-D-Mangel, sondern ein Tumor zugrunde, kann sich die Symptomatik bessern, sobald dieser therapiert wird (also z. B. operativ entfernt). 
  • Physiotherapie – Unterstützend kann immer Physiotherapie eingesetzt werden, um Muskel zu stärken, den Gang und Stand sowie das Gleichgewicht zu verbessern und mehr Lebensqualität zurückzugeben.
    Ziel ist es auch, das Sturzrisiko zu senken.

 

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Verlauf

Der Verlauf und auch die Dauer einer Osteomalazie können unterschiedlich sein, auch davon abhängig, wann man zum Arzt geht und wie sehr man sich an das Therapiekonzept hält.

Weiterhin spielen die genaue Ursache und individuelle Faktoren eine Rolle.

Mit der Therapie sollten die Symptome aber schnell nachlassen und nach abgeschlossener Behandlung auch verschwunden sein.

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Prognose

Die Prognose bei einer Osteomalazie ist sehr gut.

Der Mangel kann in der Regel ausgeglichen werden und die Symptome bilden sich zurück.

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Vorbeugung

Eine durch Vitamin-D-Mangel ausgelöste Osteomalazie lässt sich in der Regel vorbeugen.

Man sollte immer auf eine ausreichende Zufuhr bzw. Substitution von Vitamin-D achten und wenn man sich unsicher ist, ob man genug Vitamin D bekommt, den Spiegel bestimmen lassen und dann ggf. substituieren.

Das ganze sollte immer in Rücksprache mit ärztlichem Personal erfolgen, da auch eine Überversorgung mit Vitamin D nicht gewünscht ist und teils auch ähnliche Folgen hat.

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Differenzialdiagnose

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Lokalisation

Besonders häufig von der Erweichung bzw. Demineralisierung des Knochens sind der Brustkorb, die Wirbelsäule, die Oberschenkel und die Symphyse (Schambeinfuge) betroffen.

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Komplikationen

  • Knochenbruch
  • Stürze
  • Gangunsicherheit
  • Muskelschwäche
  • Bei sehr ausgeprägten und lange bestehendem Vitamin D Mangel:Osteoporose
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Bei Kindern

Auch Kinder können an diesem Krankheitsbild leiden, hier wird es allerdings als „Rachitis“ bezeichnet.

Die Ursachen sind gleich, allerdings kommt es bei Kindern zu extremen Verformungen der vor allem langen Röhrenknochen (Unter- und Oberschenkel und -arm).

Betroffene Kinder leiden oft auch unter Schmerzen und Wachstumseinschränkungen

Mittels hochdosierter Vitamin D Substitution lässt sich aber auch das Krankheitsbild behandeln.

pfeilIn der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft herrscht ein erhöhter Bedarf an sämtlichen Nährstoffen.

Man sollte am besten noch vor Eintritt einer Schwangerschaft optimal versorgt sein und dann auch währenddessen darauf achten, da sich das Kind die Nährstoffe „irgendwie“ holt, was Folgen für die Mutter hat.

Bei Unsicherheit sollte man sich ärztlich beraten lassen, um die bestmögliche Versorgung für sich und das Ungeborene zu gewährleisten.

Therapiemöglichkeiten, Medikamenteneinnahme und Diagnoseverfahren müssen oft an die Schwangerschaft angepasst werden.
Du solltest daher immer Deinen behandelnden Arzt/Ärztin über die Schwangerschaft informieren.

aktualisiert: 23.09.2025
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