Definition: Gebärmuttersenkung, wenn die Gebärmutter im Becken tiefer nach unten rutscht.
Bei der Gebärmuttersenkung (Descensus uteri) handelt es sich dabei um eine Schwächung der Muskulatur und Bänder im Beckenboden. Daran leiden vor allem Frauen nach einer Geburt, da diese sämtliche Strukturen im unteren Becken überstrapaziert werden. Bei der Gebärmuttersenkung verliert der Halteapparat, der die Organe im Becken an Ort und Stelle hält, seine Kraft. Die Gebärmutter, die Harnblase oder auch der Darm rutschen so durch die Schwerkraft tiefer in das Becken und drängen sich gegeneinander. Eines der Anfangssymptome ist daher die Harninkontinenz, da die Blase nicht mehr von dem Druck der umliegenden Organe geschützt ist.
Eine Gebärmuttersenkung an sich ist nicht gefährlich, kann jedoch zu einer Harninkontinenz mit plötzlichem Urinabgang führen.
Die Lebensqualität betroffener Frauen kann dadurch deutlich eingeschränkt sein.
Wenn bei Dir Urinabgang beim Husten, Lachen oder Niesen auftritt, oder Du ein Fremdkörpergefühl in der Vagina bemerkst, solltest Du zur Abklärung einen Frauenarzt aufsuchen.
Eine Gebärmuttersenkung könnte die Ursache sein.
Eine Gebärmuttersenkung kommt durch die Schwächung des Halteapparates der Beckenorgane zustande.
Zu dem Halteapparat gehören sowohl Bänder, die die Organe an den Seitenwänden des Beckens befestigen, als auch mehrere Schichten Muskulatur.
Durch altersbedingte Bindegewebsschwäche, Geburten oder besonders hohe Druckbelastungen im Unterbauch kann dieser Halteapparat wie ein Gummi über die Zeit geschwächt werden, beziehungsweise leiert aus.
Hohe Belastungen der Bänder und der Muskulatur können, wie oben schon genannt, Geburten sein, aber auch schweres Heben, chronische Erkrankungen, bei denen man viel husten muss, Übergewicht oder auch chronische Verstopfung beim Stuhlgang.
Die Gebärmuttersenkung kann in vier Schweregrade eingeteilt werden.
Dabei wird überprüft, inwieweit sich die Gebärmutter vor allem bei Druckbelastung in das Becken gesenkt hat.
Die Symptome zu den verschiedenen Schweregraden der Gebärmuttersenkung sind hingegen eher unspezifisch.
Häufig leiden betroffene Frauen an einer Harninkontinenz.
Vor allem bei Druckbelastungen des Unterbauches, zum Beispiel beim Lachen, Husten, Niesen oder beim Heben von schweren Gegenständen, tritt die sogenannte Belastungsinkontinenz auf. Dabei gelingt es der Patientin nicht, den Harn zurückzuhalten. Auf der anderen Seite kann es aber auch zu Entleerungsstörungen der Blase und auch des Stuhls kommen, sodass sich im Weiteren durch den Harnrückstau in die Harnwege zu Scheidenentzündungen (Kolpitis), Blasenentzündungen (Zystitis), selten auch zu Nierenbeckenentzündungen (Pyelonephritis) und Verstopfungen (Obstipation) kommen kann.
Auch können unspezifische Unterleibs- und Rückenschmerzen auftreten, sowie ein drängendes Druckgefühl, das sich vor allem beim Laufen und Stehen äußert.
Durch den aufrechten Gang drückt die Schwerkraft unsere Organe weiter in das Becken, in dem dann die im Becken liegenden Organe durch die Bindegewebsschwäche nicht mehr so gut vor Druck geschützt sind.
Weitere Schmerzen können bei einer Gebärmuttersenkung beim Wasserlassen, Stuhlgang und auch beim Geschlechtsverkehr auftreten.
Eine Gebärmuttersenkung wird in der Regel durch einen/einen Gynäkologen*in diagnostiziert.
Klinische Diagnose
Dabei ist nach einem ausführlichen Anamnesegespräch und einer äußeren Sichtung der Scheide, anschließend eine vaginale Untersuchung notwendig.
Bei dieser wird zum einen mit einem Scheidenspiegel in die Vagina geschaut, um den Abstand zwischen dem Gebärmuttereingang und dem Scheideneingang abzuschätzen.
Zum anderen tastet der/die Untersucher*in die Scheide ab und bittet die Patientin auch einmal zu husten.
Dabei wird untersucht, ob sich durch die Druckbelastung des Unterbauchs durch das Husten die Gebärmutter weiter in Richtung des Scheideneingangs schiebt.
Kleine Verschiebungen bei diesem Husten-Stresstest können physiologisch sein.
Größere Verschiebungen weisen aber eindeutig auf eine Bindegewebs- und Muskelschwäche hin und somit auf eine Gebärmuttersenkung.
Bildgebung
Als weitere diagnostische Methoden kann man danach noch einen Ultraschall der Gebärmutter machen.
Dabei wird unter anderem auch überprüft, ob sich nach dem Wasserlassen (Miktion) noch Restharn in der Blase befindet.
Auch während des Ultraschalls kann man einmal den oben beschriebenen Husten-Stresstest durchführen, um die Senkung der Gebärmutter noch einmal sichtbar zu machen und auch auszumessen.
Neben der Blase werden aber auch noch die weiteren Harnwege durch den Ultraschall überprüft. Nieren und die von den Nieren zur Blase führenden Harnleiter werden sich einmal angeschaut, um zu überprüfen, ob durch die Gebärmuttersenkung bereits ein entzündlicher Harnstau entstanden ist.
Urinuntersuchung
Als Letztes wird dann auch einmal der Urin selbst überprüft, ob dieser schon Entzündungsmarker hat oder andere pathologische Auffälligkeiten entdeckt werden.
Theoretisch kann man bei sich selbst eine Gebärmuttersenkung ertasten.
Dabei muss die Senkung aber auch schon fortgeschrittener sein, da die Scheide (Vagina) im Durchschnitt 10 cm tief ist.
So kann es also schwer sein, mit den eigenen Fingern den Gebärmuttereingang (Portio) zu erreichen.
Praktisch sollte man aber eine vaginale Untersuchung nicht selber durchführen.
Wenn man nicht gerade Zugriff auf medizinische Handschuhe und schleimhautschützendes Desinfektionsmittel hat, ist bei einer eigenen Untersuchung die Gefahr sehr groß, dass man Keime von den Händen in die Scheide und Gebärmutter bringt oder mit den Fingernägeln die Schleimhaut verletzt.
Daher sollte man bei auftretenden Symptomen zum Facharzt gehen, der/die dann auch direkt eine Behandlung einleiten kann.
Die Behandlung der Gebärmuttersenkung richtet sich nach dem Ausmaß und den auftretenden Symptomen.
Je nach Schweregrad der Gebärmuttersenkung kann diese konservativ (nicht-operativ) oder operativ behandelt werden.
Dabei kann man bei den Graden 1 und 2 bereits sehr gute Erfolge mit zum Beispiel Beckenbodengymnastik erzielen, während ab dem dritten Grad die Option besteht, auch über ein operatives Verfahren nachzudenken.
Beckenbodentraining
Die Beckenbodengymnastik baut die Muskulatur im Becken auf und stärkt diese.
Dabei kann eine stärkere Muskulatur mögliche Bindegewebsschwächen aufheben und eine Gebärmuttersenkung verbessern.
Die Erfolge sind abhängig von den individuellen Patientinnen und können auch erst nach einigen Monaten Training bemerkt werden.
Neben der Beckenbodengymnastik helfen aber auch Sport und vor allem Gewichtsabnahme, da auch Übergewicht zur Gebärmuttersenkung führen kann.
Pessare
Ebenfalls zu den konservativen Behandlungsmöglichkeiten gehören sogenannte Pessare.
Manche kennen diese als Liebeskugeln, nur dass die Pessare einen therapeutischen Zweck haben.
Pessare können ringförmig, schüsselförmig oder kugelförmig sein und werden tagsüber wie ein Tampon in die Scheide eingesetzt.
Dadurch werden die Muskulatur und die Bänder im Becken trainiert und gestärkt.
Um Druckschäden zu vermeiden, wird der Pessar nachts herausgenommen.
Zusätzlich werden häufig medizinische Gele oder Cremes eingesetzt, um die Schleimhaut der Vagina zu schützen.
Hormone
Medikamentös kann man vor allem während den Wechseljahren nach der Menopause durch hormonelle Unterstützung eine Gebärmuttersenkung behandeln und vorbeugen.
Ist die Gebärmuttersenkung aber zu weit fortgeschritten, kann diese durch verschiedene operative Verfahren zurück im Becken fixiert werden.
In seltenen Fällen kann es auch zu einer Entfernung der Gebärmutter kommen (Hysterektomie).
Wenn sich Gebärmutter und eventuell sogar schon andere Organe des Beckens aus der Scheidenöffnung hervor stülpen, besteht ein sehr hohes Verletzungs- und Infektionsrisiko für das weibliche Geschlechtsorgan.
Da die Gebärmutter über die Eileiter auch frei mit der Bauchhöhle verbunden ist, können sich Bakterien auch bis in den Bauch ausbreiten und so lebensbedrohliche Infektionen auslösen.
Daher ist es ab Grad 3 der Gebärmuttersenkung notwendig, über einen operativen Eingriff nachzudenken. Bei diesem kann es zur Fixierung der im Becken liegenden Organe an den Wänden des Beckens ( Sakrospinale Kolpopexie) kommen.
Die Scheide kann gerafft werden (Kolporrhaphie), es können Gewebenetze eingefügt werden, die die Organe halten (Mesh Einlage) oder in einem sehr fortgeschrittenen Fall auch zur Entfernung der Gebärmutter kommen.
Ebenso bei immer wiederkehrenden Blasenentzündungen und Harnwegsinfekten, die Folge einer Gebärmuttersenkung ist, kann über ein operatives Verfahren nachgedacht werden.
Aber auch die weiteren Faktoren wie Alter, Kinderwunsch, allgemein Zustand und sexuelles Leben spielen eine Rolle bei der Entscheidung, ob eine Operation an der Gebärmutter sinnvoll ist.
Wichtig ist, dass auch eine Operation das Wiederkehren einer Gebärmuttersenkung nicht vollständig ausgeschlossen werden kann.
Bei einer Gebärmuttersenkung sind mehrere Operationsverfahren möglich.
Welche Verfahren genutzt werden, hängt vom Schweregrad der Erkrankung, Alter und Gewicht der Patientin ab.
Auch gibt es zwei Zugangswege, zwischen denen man Patientinnen abhängig entscheiden kann.
Eine offene Operation mit einem großen Schnitt in der Bauchdecke ist nur sehr selten notwendig.
Sakrospinalen Kolpopexie
Bei der Sakrospinalen Kolpopexie wird über einen laparoskopischen Eingriff ein Kunststoffnetz eingebracht und im Becken vernäht.
Das Netz soll die Scheide am Kreuzbein im Becken befestigen und die Muskeln und die Bänder unterstützen.
Die Operation dauert nicht länger als eine Stunde.
Mögliche Risiken bei der Operation sind Verletzungen der Organe, von Gefäßen oder auch Nerven.
Zudem kann sich das Netz auch wieder lösen, was eine weitere Operation nach sich bringt.
Außerdem kann es zu Verwachsungen führen oder zu Wundinfektionen, wie bei allen anderen Operationen auch.
Ebenso Probleme beim Wasserlassen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sind mögliche Nebenwirkungen.
Der Aufenthalt im Krankenhaus ist bei einer Sakropexie nicht länger als 3 bis 5 Tage.
Anschließend sollte man die Auslöser meiden. Also nichts Schweres heben, sich nicht stark körperlich belasten sowie mindestens 2 Wochen keinen Sport betreiben und auch mindestens 6 Wochen keinen Geschlechtsverkehr haben.
Die Kosten einer Operation werden bei deutlicher Diagnose von den Krankenkassen übernommen.
Kolporrhagie
Eine andere mögliche Operation ist die Scheidenstraffung (Kolporrhagie).
Bei dieser wird die Scheide eingeschnitten und gestrafft.
Bei dieser Operation ist die Rückfallquote für eine Gebärmuttersenkung allerdings höher.
Daher wird die Sakrospinale Kolpopexie (→ siehe oben) als Gold Standard deutlich häufiger durchgeführt.
In den meisten Fällen bleibt es bei einer leichten Absenkung der Gebärmutter. Es besteht auch die Möglichkeit einer Rückbildung.
In einigen Fällen kann es jedoch zu einem fortschreitendem Absenken kommen.
Eine Gebärmuttersenkung lässt sich mit dem richtigen Training gut behandeln.
Regelmäßige Beckenbodengymnastik und Vermeiden von zu hohen Druckbelastungen der Rückenmuskulatur tragen dazu bei, dass sich eine Senkung nicht wiederholt.
Eine Gebärmuttersenkung lässt sich durch mehrere Maßnahmen vorbeugen.
Dies ist allerdings auch von der Ursache der Gebärmuttersenkung abhängig
Eine der häufigsten Ursachen ist die Geburt eines Kindes, bei der die Beckenmuskulatur und die Bänder stark ausgedehnt werden. Es hilft allerdings auch schon im Vorhinein, mit Sport und Beckenbodengymnastik die Muskulatur zu trainieren und auf eine Geburt vorzubereiten.
Da aber auch verschiedene Erkrankungen zur Strapazierung der Beckenbodenmuskulatur führen, lässt sich durch deren richtige Behandlung eine Gebärmuttersenkung vorbeugen.
Chronischer Husten und auch chronische Verstopfungen sollten zum Beispiel behandelt werden, da beide Erkrankungen zu erheblichen Druckbelastungen im Bauchraum führen.
Eine weitere Ursache ist Übergewicht, welches auch den Beckenboden belastet. Daher wirken auch Sport und eine Diät zur Vorbeugung einer Gebärmuttersenkung.
Somit muss bei beiden Erkrankungen immer die andere überprüft werden.
Je nachdem, wie tief die Gebärmutter abgesenkt ist, kann eine Gebärmuttersenkung in 4 Stadien eingeteilt werden.
Grad 1 und Grad 2 gehen oft mit geringem Urinabgang beim Husten und Niesen einher, da die Blase dem Druck nicht standhalten kann.
Grad 3 und Grad 4 gehen oft mit Probleme beim Entleeren der Blase einher, da die abgesenkte Gebärmutter die Harnröhre einengen kann.
Die Gebärmuttersenkung wird insbesondere mit Beckenbodengymnastik vorgebeugt und auch therapiert.
Dabei macht man Übungen, die die Muskulatur im Becken trainieren und stärken.
Gerade bei Gebärmuttersenkungen durch Bindegewebsschwäche oder ausgedehnte Muskulatur nach einer Geburt, ist der Aufbau und das Training der Muskulatur ein einfacher Weg der Behandlung.
Die gestärkte Muskulatur schafft es dann wieder, die Organe im Becken am richtigen Ort und Stelle zu halten und auch Druckbelastungen zu bestehen.
Beckenbodengymnastik kann man in Form von Kursen machen oder auch im Internet nach Videos schauen und zuhause die Übungen nachmachen.
Oft können auch Hebammen frischen Müttern Übungen für den Beckenboden zeigen, welche diesen trainieren.