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pfeilWas ist das?

Die Inkontinenz beschreibt die Unfähigkeit Harn (Harninkontinenz) oder Stuhl (Stuhlinkontinenz) zu halten und dieser deswegen unwillkürlich abgeht. Besonders Frauen und ältere Menschen sind betroffen und die Ursachen (z. B. Nervenschäden, Beckenbodenschwäche) sind vielfältig. Es kommt im Zusammenhang mit Schwangerschaft, Operationen und dem höheren Alter vor und kann unterschiedlich therapiert werden, je nach Einteilung der Harn- oder Stuhlinkontinenz. Es sind deutlich mehr Menschen von einer Inkontinenz betroffen, also oft angenommen. Da dieses Symptom oft mit Scham einhergeht, trauen sich viele nicht zum Arzt und die Fallzahlen können sich deshalb von der Wirklichkeit unterscheiden. An einer Harninkontinenz leiden etwa 9 Millionen Deutsche und davon 25 % Männer und 33 % Frauen. An einer Stuhlinkontinenz leiden etwa 2-20 %, im Mittel 5 % der deutschen Bevölkerung, darunter auch mehr Frauen als Männer. Besonders Frauen, die über 60 sind oder schon einmal entbunden haben, leiden vermehrt unter einem unwillkürlichen Stuhl oder Wasserlassen.

  • Es existieren 3 Grade der Inkontinenz.
  • Die Ursachen für eine Inkontinenz sind vielfältig.
  • Patienten verlieren ungewollt Urin.
  • Je nach Auslöser bestehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten.
Epidemiologische FaktenHäufigkeit~ 13%
Alters FaktenAlter~ im Alter
Geschlecht FaktenGeschlechtw > m
pfeilWann zum Arzt?

Je früher man bei Inkontinenz einen Arzt aufsucht, desto besser die Heilungschancen.

Auch wenn es für viele Betroffene ein heikles Thema ist, wende Dich bei Inkontinenz an den Arzt Deines Vertrauens.

Wenn Sie beginnende Symptome einer Inkontinenz feststellen, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen.
Dabei können sie zum Hausarzt, Gynäkologen, Urologen, Neurologen, Geriater und mit einer Stuhlinkontinenz vor allem zu einem Proktologen, also einem Enddarmspezialisten gehen. 

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Ursachen (Harn)inkontinenz

  • Harndrang – Ab 130–150 ml in der Blase kommt es zum Harndrang, normalerweise kann dieser gut zurückgehalten werden, bei inkontinenten Patienten funktioniert dies jedoch nicht mehr.
  • Alterung / Hormone – Altersbedingte bzw. hormonelle Veränderungen (insbesondere bei Frauen ab der Menopause)
  • Muskelschwäche – Schwächung der Beckenbodenmuskulatur durch Geburt oder Operationen (z. B. an der Prostata)
  • Übergewicht – Übergewicht führt zu einer Bindegewebsschwäche in der Beckenbodenmuskulatur.
  • Medikamenteneinnahme als Ursache – Diuretika, beta-Blocker, ACE-Hemmer, Antidepressiva, Benzodiazepine, Anticholinergika
  • Erkrankungen – chronische Atemwegserkrankungen mit häufigem Husten, neurologische Erkrankungen, Gefäß- und Nervenschäden bei Diabetes, chronische Harnwegsinfekte, chronische Obstipation, Erkrankungen der Harnblase.

Harninkontinenz vs. Stuhlinkontinenz

Die Ursachen für eine Harn- und Stuhlinkontinenz müssen getrennt voneinander betrachtet werden und auch für die verschiedenen Formen der Harninkontinenz gibt es unterschiedliche Ursachen.

Harninkontinenz
Bei dieser ist im Allgemeinen das Zusammenspiel zwischen Blasenaktivität, dem Schließmuskel der Harnröhre, den Nerven und den verarbeiteten Arealen im Gehirn gestört.
Gründe für eine Belastungsinkontinenz sind, dass der Mechanismus, der den Urin aus der Blase in die Harnröhre kontrolliert abgeben soll, nicht mehr funktioniert.
Das kann durch Nervenschäden oder Fehlweiterleitungen ans Gehirn, eine Beckenbodenschwäche oder Vorwölbungen der Harnblase verursacht sein.
Blasensteine, Verengungen der Harnröhre oder Harnwegsentzündungen können auch dazu beitragen.

Ein erhöhtes Risiko bilden Faktoren wie Übergewicht, chronischer Husten, ein schwacher Beckenboden, das Heben schwerer Dinge und das weibliche Geschlecht.
Frauen haben durch ihr breites Becken und 3 Öffnungen im Beckenboden ein schwächeres Bindegewebe als Männer, weshalb eine Harninkontinenz öfter auftreten kann.

Bei der Dranginkontinenz werden schon bei einer gering gefüllten Blase Signale an das Gehirn gesendet und die Blase entleert sich.
Ursächlich dafür sind Nervenschäden oder Reizungen der Nervenbahnen.
Diese können im Rahmen von Erkrankungen wie M. Parkinson, Multiple Sklerose, M. Alzheimer, Tumoren, Schlaganfälle oder nach Operationen geschädigt sein.

Entzündungen, wie sie bei Harnwegsinfektionen oder Blasensteinen vorkommen, können die Blase zusätzlich reizen.
Auch psychische Ursachen sind in der Lage, Symptome einer Harnwegsinkontinenz auszulösen.
Wenn vermehrter Stress auf der Arbeit, im Freunden und im Familienkreis herrscht, kann die Anspannung das Nervensystem zusätzlich belasten.

Die Reflexinkontinenz wird ebenfalls durch Nervenschäden verursacht, welche allerdings eher Folgen von Querschnittslähmungen oder neurologischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose, M. Parkinson oder M. Alzheimer sind.

Bei Männern kann eine Überlaufinkontinenz durch eine vergrößerte Prostata bedingt sein.
Diese kann die Harnröhre abquetschen und somit den Abfluss des Urins zunächst verhindern, bis sich der Urin zu sehr in der Blase aufstaut und dann überläuft.

Auch Medikamente können Nebenwirkungen haben, die eine Harninkontinenz auslösen können.
Das sind Diuretika, die zur Blutdrucksenkung eingesetzt werden, indem sie die Ausscheidung von Flüssigkeit aus dem Körper fördern.
ACE-Hemmer, Beta-Blocker und Cholinesterasehemmer reizen die Blase und erhöhen somit das Risiko für eine Harninkontinenz.

Stuhlinkontinenz
Die Stuhlinkontinenz hat ebenso viele verschiedene Ursachen.
Ein Grund ist die Schädigung des Schließmuskels, die durch Operationen, eine Geburt oder eine Beckenbodenschwäche hervorgerufen wird.

Aber auch wenn die Reservoirfunktion gestört ist, der Stuhl also nicht mehr im (End)darm gespeichert werden kann, kommt es zum ungewollten Stuhlabgang.
Dies kann bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder M. Crohn der Fall sein.

Auch hier können Nervenschäden aufgrund von M. Parkinson, Multipler Sklerose, M. Alzheimer, Querschnittslähmung oder Schlaganfällen die Ursache einer Stuhlinkontinenz sein.

Zudem kann bei Verstopfungen oder Darmträgheit nur flüssiger Stuhl an der Blockade vorbei abgegeben werden.

Als weitere Gründe sind eine Beckenbodenschwäche, der Missbrauch von Abführmitteln und psychische Ursachen zu nennen.

Im Allgemeinen ist auch das Alter ein Risikofaktor für das Erlangen einer Harn- oder Stuhlinkontinenz, denn etwa 40% der über 70 jährigen Personen in Deutschland sind davon betroffen.
Im Alter verlieren das Bindegewebe und die Muskulatur des Beckenbodens an Elastizität und Spannung, sodass die Blase mitsamt der Harnröhre etwas absinken kann.
Die Schließmuskel des Enddarms und der Harnröhre sind ebenfalls etwas weiter aufgedehnt und können unter Umständen nicht den kompletten Harn oder Stuhl zurückhalten.

Viele Betroffene im höheren Alter sehen zudem die Inkontinenz nicht als Erkrankung, sondern als Begleiterscheinung des Alters und glauben, sie nicht therapieren zu können.

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Symptome (Harn)inkontinenz

Einteilung des Harnverlustes bei Inkontinenz in unterschiedlichen Mengen:

  • Grad 1 - Harnverlust beim Niesen, Husten, Lachen, Heben
  • Grad 2 - Harnverlust beim Gehen und Aufstehen
  • Grad 3 - Harnverlust unabhängig von Belastung und Position

Unterteilung der Harninkontinenz

Die Harninkontinenz kann in verschiedene Formen unterteilt werden.

  • Belastungsinkontinenz – Die Belastungsinkontinenz, auch Stressinkontinenz genannt, ist die häufigste.
    Dabei kommt es bei Betroffenen zum unwillkürlichen Wasserlassen bei Tätigkeiten, wie dem Heben schwerer Dinge, Lachen, Husten oder Niesen.
    Der Druck im Bauchraum erhöht sich durch diese Faktoren und der Urin geht unfreiwillig ab, ohne dass vorher ein Harndrang zu spüren war.
    Im weiteren Verlauf dieser Form kann Urin sogar ohne Reize, also nur im Sitzen oder Liegen, abgehen.
  • Dranginkontinenz – Bei der Dranginkontinenz besteht, wie der Name schon sagt, ein vermehrter Drang zum Wasserlassen.
    Dieser tritt sehr häufig auf und auch wenn die Blase noch nicht vollständig gefüllt ist. Das führt dazu, dass Betroffene oft auf die Toilette müssen und es vorkommen kann, dass schon vorher etwas Urin abgeht.
  • Mischinkontinenz – Eine Mischinkontinenz besteht, wenn die Drang- und Belastungsinkontinenz zusammen auftreten.
  • Überlaufinkontinenz – Eine weitere Form der Harninkontinenz ist die Überlaufinkontinenz.
    Dabei gibt es ein Missverhältnis zwischen den Drücken in der Harnblase und der Harnröhre.
    Wenn die Blase voll ist, steigt der Blaseninnendruck und übersteigt dann den Druck in der Harnröhre.
    Das führt dazu, dass der Harn rausläuft, um die Drücke wieder zu normalisieren.
  • Extraurethrale Harninkontinenz – Des Weiteren gibt es noch die Extraurethrale Harninkontinenz, wo der Harn nicht über die Harnröhre (Urethra) abgeht, sondern über andere Öffnungen.
    Das passiert, wenn es angeborene Fehlbildungen in der Harnröhre gibt und der Urin anderweitig austritt.

Allgemeine Symptome einer Harninkontinenz sind also vermehrter Harndrang, das häufige Wasserlassen (→ vermehrter Harndrang) und unbemerktes und/oder unkontrolliertes Abgehen von Urin.

Einteilung einer Stuhlinkontinenz

Die Stuhlinkontinenz kann man in 3 Grade einteilen.

  • Grad 1 - bei Grad 1 können betroffene Personen gelegentlich Luft und Stuhl aus dem Darm nicht halten.
  • Grad 2 - bei Grad 2 kann dünner Stuhl nicht gehalten werden.
  • Grad 3 - bei Grad 3 spricht man auch von einer Total Inkontinenz, wobei die betroffene Person gar nicht merkt, dass der komplette Stuhl nicht gehalten werden kann.

Die Symptome sind also ähnlich zur Harninkontinenz, nur dass eben der Stuhl abgeht und nicht Urin.

Es kann vorkommen, dass Betroffene, wie zum Beispiel alte und demente Personen, selber gar nicht merken, dass sie inkontinent werden und es nur Angehörigen auffällt.
Dabei können Symptome wie Urin oder Stuhlgeruch in der Wohnung oder der Person, nasse oder verschmutzte Wäsche, vermehrte Toilettengänge oder das soziale Zurückziehen Anzeichen für eine beginnende Inkontinenz sein.

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Diagnose (Harn)inkontinenz

  • Miktionstagebuch – Patienten notieren über 3–14 Tage, wie häufig sie die Toilette aufsuchen, wann sie Harndrang verspüren, wie viel Urin sie pro Toilettengang ausscheiden.
  • Pad-Test – Patient bekommt Einlage, muss diese eine bestimmte Zeit tragen, während dieser Zeit körperliche Belastung: Nachweisen von Belastungsinkontinenz.
  • Blasenspiegelung – Über Harnröhre Endoskop einführen und Blase begutachten.
  • Harnuntersuchung – Inkontinenz durch Entzündung?
  • Ultraschalluntersuchung – Beckenboden und Gebärmutter bei der Frau anschauen.
  • Urodynamik – Harnfluss, Blasendruck und Aktivität der Beckenbodenmuskulatur messen.

Ablauf der Diagnostik

Die Diagnostik einer Inkontinenz beginnt üblicherweise mit einem Gespräch (Anamnese), in dem der Arzt die Symptome und Beschwerden erfragt.

Weiter können eine körperliche Untersuchung und Blutabnahme folgen, um den allgemeinen Gesundheitsstatus zu erfassen.

Bei einer Harn- und Stuhlinkontinenz ist das Durchführen eines Miktionsprotokolls sinnvoll, in dem die betroffene Person aufschreibt, wann, wie viel und wie oft Stuhl/Urin abgegangen ist.

Bei der Harninkontinenz wird oftmals eine Untersuchung des Urins auf Bakterien, Viren oder Pilze, eine Harnstrahlmessung, ein Ultraschall der Blase, der Harnröhre und des Harnleiters durchgeführt.

Als weitere Diagnostik spielen eine Blasenspiegelung und die Urodynamische Messung von Drücken in Blase und Harnröhre eine Rolle.

Bei der Stuhlinkontinenz wird der komplette Darm ausführlich untersucht.
Das geschieht einerseits von außen durch das Abhören der Darmgeräusche mit einem Stethoskop, Ultraschall und Röntgenaufnahmen.

Von innen wird der Darm endoskopisch untersucht, also eine Darmspiegelung gemacht.
Dabei wird besonderes Augenmerk auf den Enddarm und den Schließmuskel gelegt.

Zusätzlich lässt sich noch eine Defäkographie durchführen, wo der Prozess des Stuhlgangs bildlich dargestellt und analysiert werden kann.

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Differenzialdiagnose

Eine Harn- oder Stuhlinkontinenz kann bei verschiedenen anderen Erkrankungen auftreten.

Sie kann eine Begleiterscheinung bei Nervenkrankheiten wie Multiple Sklerose, M. Parkinson oder M. Alzheimer sein.

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Behandlung (Harn)inkontinenz

  • Belastungsinkontinenz
    • Beckenbodentraining
    • Medikamente (Serotonin- und Noradrenalinwiederaufnahmehemmer wie Duloxetin)
    • Operative Therapie:
      • Bei Frauen: Einsetzen eines Bandes unter der Harnröhre
      • Bei Männern: Künstlicher Schließmuskel
  • Dranginkontinenz
    • Beckenbodentraining
    • regelmäßiges Blasentraining
    • Medikamente (Anticholinergika)
    • Injizieren von Botox in überaktiven Blasenmuskel
  • Neurogene Blase
    • Blasenmuskel wird mit Botox ruhiggestellt (Blasenentleerung erfolgt dann mit Katheter manuell)
    • Operative Therapie: Einbau eines Blasenschrittmachers
  • Verhaltenstherapie
    • Ausreichend trinken, Verzicht auf Alkohol und Koffein, ausgewogene Ernährung, Sport, Blasentraining

Individueller Behandlungsansatz

Die Behandlung einer Inkontinenz ist ganz individuell und richtet sich vor allem an den Ursachen der jeweiligen Inkontinenz, aber auch an dem Ausmaß der Symptome.
Je früher die Inkontinenz erkannt wird, desto besser kann sie behandelt werden.

Es gibt einige Therapieoptionen für eine Harn- und Stuhlinkontinenz:

Verhaltenstherapie
Bei einer Verhaltenstherapie geht es darum präventive und unterstützende Maßnahmen wie genug Trinken, gesund essen, regelmäßige Bewegung und der Verzicht auf Rauchen und Alkohol anzuwenden, um somit den Körper bestmöglich zu unterstützen.
Beim Toilettentraining üben die Betroffenen nicht zu oft und nicht zu selten auf die Toilette zu gehen.
Das ist besonders sinnvoll bei der Harninkontinenz.

Erkrankte führen ein Protokoll, wann sie Harndrang verspüren, wann und wie oft sie zur Toilette gehen und wie viel Urin ausgeschieden wird, damit der behandelnde Arzt festlegen kann, wie viel der Patient trinken sollte und wie oft Wassergelassen werden darf.
Das hilft, die Blasenmuskulatur besser zu trainieren und auf die Signale des Körpers zu achten.

Beckenbodentraining
Dabei hilft auch das physiotherapeutisch begleitete Beckenbodentraining.
Hierbei wird die Beckenbodenmuskulatur trainiert und gestärkt, weil es eine sehr wichtige Rolle beim Halten von Urin und Stuhl spielt.
Eine gute Ergänzung dazu kann das Biofeedbacktraining sein.
Dabei werden Sonden in den Enddarm oder die Vagina geführt und geben kleine Impulse an die umliegende Muskulatur.
Das hilft den Betroffenen, den Beckenboden besser zu spüren und besser zu steuern.

Medikamente
Weitere Therapieoptionen sind die medikamentösen Behandlungen und richten sich je nach Inkontinenzform und Ursache.

  • Östrogenhaltigen Tabletten – Bei einer Harninkontinenz, die mit den Wechseljahren in Verbindung steht, ist eine hormonelle Therapie mit Östrogenhaltigen Tabletten oder Salben anzuwenden, um den Östrogenmangel ausgleichen.
  • Antidiuretika – Andere Medikamente, die vor allem bei Harninkontinenzen helfen, sind die sogenannten Antidiuretika.
    Symptome wie vermehrter Harndrang, häufiges Wasserlassen und Durst werden dadurch vermindert.
  • Anticholinergika – Medikamente aus der Gruppe der Anticholinergika hemmen Rezeptoren der Blasenmuskulatur und sorgen für eine Entspannung der Muskelfasern, was vor allem bei der Dranginkontinenz Linderung verschafft.
    Allerdings haben Anticholinergika auch Wirkungen auf andere Organsysteme, weshalb sie bei älteren Personen nicht empfohlen sind und mit dem Arzt gründlich besprochen werden müssen.
  • Duloxetin – Bei der Belastungsinkontinenz wird das Medikament Duloxetin empfohlen, da es den Schließmuskel der Harnröhre stärkt und somit ungewollten Urinverlust verhindert.

Katheter
Bei einer Reflexinkontinenz, oder wenn die Inkontinenz schon sehr fortgeschritten ist, wird oftmals ein Katheter gelegt.
Dieser wird über die Harnröhre in die Blase geschoben, verbleibt dort und leitet den Urin dauerhaft aus der Blase heraus.

Operation
Als weitere Möglichkeit, besonders bei schweren Verläufen oder wenn alle anderen Optionen keine Besserung verschaffen, gibt es noch die Operation.
Dies ist notwendig, wenn der Grund eine extraurethrale Inkontinenz oder eine vergrößerte Prostata ist.
Eine gängige Methode ist das Implantieren eines künstlichen Schließmuskels, welcher entweder um die Harnröhre oder den Enddarm gelegt wird.

Mit weiteren Verfahren, wie einem Silikonimplantat, kann die Harnröhre verengt werden, damit der Urin nicht unwillkürlich abfließen kann.

Ein Blasenschrittmacher kann ebenfalls eingesetzt werden, um der Blasenmuskulatur Signale zu geben, falls das nicht mehr funktioniert.

Bei der Stuhlinkontinenz kommen noch Medikamente zum Einsatz, welche den Stuhl eindicken und Darmbewegungen hemmen.

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Prognose

  • Abhängig von Ausgeprägtheit der Beschwerden und Ursache
  • Häufig ist eine Behandlung erfolgreich
  • Wichtig: früh darüber sprechen, um seelische Probleme zu vermeiden

Individuelle Prognose bei einer Inkontinenz

Die Prognose ist bei der Inkontinenz, wie auch die Gründe und Risikofaktoren, sehr individuell.

Wie gut die Inkontinenz heilbar ist, ist vor allem von der Ursache abhängig und wie gut die Therapie wirkt.

Durch eine gute Therapie lassen sich die Symptome vermindern, die Inkontinenz vermutlich aber nie ganz heilen.

In einigen Fällen ist es aber möglich, die Kontrolle über den Entleerungsmechanismus wiederzuerlangen.

pfeil

Vorbeugung

  • Beckenbodenmuskulatur trainieren – Vor allem während Schwangerschaft und nach Geburt.
  • Schonung bei körperlichen Belastungen – Schonendes Heben aus Knien.
  • Richtiges Verhalten auf der Toilette – Während Urinieren nicht abzwicken, nicht zu stark pressen, nicht zu häufig und nicht zu selten auf die Toilette.
  • Übergewicht reduzieren
  • Harntreibende Getränke meiden – Koffeinhaltige Getränke sowie kohlensäurehaltige Getränke und Alkohol
  • Für regelmäßigen Stuhlgang sorgen

Risikofaktoren minimieren

Die Inkontinenz kann man in gewissen Fällen vorbeugen, indem man die Gefahren und Risikofaktoren minimiert, die eine Harn- oder Stuhlinkontinenz auslösen können.
Alle Risikofaktoren wie das Alter, eine Geburt, eine Operation oder das weibliche Geschlecht sind natürlich nicht beeinflussbar, aber es gibt ein paar Faktoren, die man beachten kann, um eine Inkontinenz abzuschwächen oder vorzubeugen.

  • Ausreichende Trinkmenge – Dazu gehört ausreichend und viel zu trinken, vor allem hydrierende Getränke wie Wasser und Tee.
    Entwässernde Getränke wie Kaffee und Alkohol sollten dagegen vermieden werden, weil die Nieren weniger filtern und die Blase mitsamt Harnröhre weniger gespült werden.
  • Gesunde Ernährung – Im gleichen Zuge ist es wichtig, auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten, um den Körper bestmöglich zu unterstützen.
    Auf scharfe Gewürze und blähende Produkte sollte weitestgehend verzichtet werden und eine ballaststoffreiche Ernährung kann eine Stuhlinkontinenz verbessern, weil die Darmmotilität angeregt wird.
  • Regelmäßige Bewegung – Es ist auch empfohlen, sich regelmäßig zu bewegen und Sport zu treiben.
    Nicht nur, um Übergewicht zu reduzieren, sondern auch die Beckenbodenmuskulatur zu stärken.
    • Achtsamkeits- und Entspannungsübungen wie Yoga oder Meditationen helfen, Stress zu mindern und die Blase somit zu entlasten.
  • Toilettengang – Es sollte auch darauf geachtet werden, regelmäßig zur Toilette zu gehen, bzw. immer zur Toilette zu gehen, wenn Harndrang besteht. Ansonsten überreizt man das System, überdehnt die Blase oder gewöhnt die Blase ans zu häufige Wasserlassen.
pfeilIn der Schwangerschaft

Die Inkontinenz nach einer Geburt, was hat es damit auf sich?

Bei einer Geburt kann es durchaus zu einer Harn- oder Stuhlinkontinenz kommen.

Denn beim Geburtsvorgang wird ein sehr hoher Druck auf den Beckenboden und den Schließmuskel des Enddarms und der Harnröhre ausgeübt.

Das Bindegewebe und die Muskulatur des Beckenbodens können so geschwächt werden, und auch den Schließmuskel beschädigt werden, sodass sie den Urin und Stuhl nicht mehr vollständig drin behalten können.

Da nur Frauen Kinder gebären können und Frauen sowieso schon ein erhöhtes Risiko einer Inkontinenz haben, kommt es bei Frauen unter der Geburt recht häufig dazu.

Innerhalb des ersten Jahres nach Geburt des Kindes kommt es jedoch normalerweise wieder zu einer Heilung und Aufhebung der Inkontinenz.

Therapiemöglichkeiten, Medikamenteneinnahme und Diagnoseverfahren müssen oft an die Schwangerschaft angepasst werden.
Du solltest daher immer Deinen behandelnden Arzt/Ärztin über die Schwangerschaft informieren.

pfeil

Zahlen & Statistiken

  • Je älter man wird, desto höher ist das Risiko einer Inkontinenz
  • Frauen sind häufiger betroffen als Männer
  • Ca. jede 4. Frau und etwa jeder 9. Mann wird im Laufe des Lebens inkontinent.
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Inkontinenz beim Mann und der Frau, was gibt es für Unterschiede?

Bei der Inkontinenz gibt es einige Unterschiede bei Mann und Frau.
Grund dafür sind die anatomischen Unterschiede und geschlechtliche Besonderheiten.

Inkontinenz bei der Frau

Bei der Frau kann während einer Schwangerschaft, besonders am Anfang und Ende, der Uterus auf die Blase drücken, sodass es unfreiwillig zu Harnabgang kommt.

Nachdem die Frau entbunden hat, ist die Beckenbodenmuskulatur geschwächt, oder das Bindegewebe und die Nerven drumherum stark beansprucht, sodass der Urin oft nicht gehalten werden kann.

Das Risiko der Stuhlinkontinenz ist bei Frauen ebenfalls erhöht, da durch die Geburt des Kindes der Schließmuskel der Mutter verletzt werden kann.

Dies normalisiert sich in der Regel jedoch im ersten Lebensjahr nach der Geburt.

Für Frauen steigt das Risiko inkontinent zu werden, mit jeder weiteren Geburt an.

Inkontinenz beim Mann

Bei Männern kann es auch zu einer Harn- oder Stuhlinkontinenz kommen, vor allem nach der Entfernung der Prostata.

Falls diese zu groß (Prostatavergrößerung) oder bösartig (Prostatakarzinom) ist, wird die Prostata oft entfernt.

Bei der Operation kann es vorkommen, dass Teile des Schließmuskels verletzt werden und Teile der Harnröhre mit entfernt werden müssen, sodass es zur Inkontinenz kommen kann.

In der Regel sind die Betroffenen einer Prostataentfernung jedoch nach ein paar Wochen oder Monaten wieder in der Lage, den Urin oder Stuhl zu halten und kontrolliert abzugeben.

Was gibt es für Einlagen bei einer Inkontinenz?

Falls sich die Inkontinenz durch Therapiemaßnahmen, Medikamente oder Verhaltensänderungen nicht verbessert oder verschwindet, können Einlagen eine gute Option sein, Urin oder Stuhl aufzufangen.

Diese können die Lebensqualität von Betroffenen erheblich verbessern.

Einlagen sind besonders für Erkrankte mit einer schwachen oder mäßigen Harn- oder Stuhlinkontinenz geeignet, da sie eine begrenzte Saugstärke haben.

Optisch sehen die Einlagen wie Slipeinlagen oder Binden für die Periode aus.
Sie haben allerdings eine andere Materialzusammensetzung, weshalb sich nur medizinische Inkontinenzeinlagen eignen.

Davon gibt es verschiedene Dicken und Größen.

Für Männer und Frauen gibt es ebenfalls unterschiedlich geformte Einlagen, die der jeweiligen Anatomie angepasst sind.

Die für Frauen sind flacher, wobei die für Männer eher taschenförmig geformt sind.

Da die Einlagen nur eine begrenzte Menge an Urin oder Stuhl auffangen können, sollten diese alle 3–4 Stunden, oder je nach Bedarf gewechselt werden.

Wichtig ist auch, auf eine gute Körperhygiene zu achten und nur Einlagen zu benutzen, die keine Hautirritationen oder Ähnliches hervorrufen.

Bei leichter Inkontinenz können auch waschbare Einlagen verwendet werden, die nach Gebrauch gewaschen und wiederverwendet werden können, was eine deutlich nachhaltigere Alternative darstellt als Einwegprodukte.

Gibt es Inkontinenzhosen?

Die Inkontinenzhosen sind ähnlich zu Einlagen, haben aber deutlich mehr Saugkraft.

Deswegen sind sie auch bei leichter bis schwerer Harninkontinenz geeignet.

Bei einer Stuhlinkontinenz sind die Inkontinenzhosen eher nicht zu empfehlen, weil ein häufiger Wechsel notwendig wäre und dies eher aufwändig ist.

Die Inkontinenzhose wird wie eine normale Unterhose angezogen, weshalb sie auch sehr diskret und von außen nicht sichtbar ist.

Die saugfähige Einlage ist an den Seiten mit einem medizinischen Höschen vernäht, sodass ein rundum-Auslaufschutz gewährleistet werden kann.

Hierbei gibt es ebenso Modelle für Frauen und Männer, die den anatomischen Gegebenheiten angepasst sind.

Es gibt mittlerweile auch farbige Inkontinenzhosen und solche mit Muster, sodass sie noch alltagstauglicher und diskreter sind.

Auch hier gibt es eine nachhaltigere, waschbare Alternative, welche nach Gebrauch gewaschen und immer wieder benutzt werden kann.

Die Hosen können von einem Arzt auf Rezept verordnet werden und bei einer diagnostizierten Inkontinenz werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen.

Gibt es spezielle Bettwäsche bei einer Inkontinenz?

Es gibt Inkontinenzunterlagen für Matratzen, welche bei einer Harninkontinenz verwendet werden können.

Diese haben fast keine Saugkraft und eignen sich deswegen weniger bei einer Stuhlinkontinenz.

Sie dienen eher dem Schutz der Matratze und können auch ergänzend zu anderen Inkontinenzprodukten eingesetzt werden.

Es gibt sowohl Einweg- als auch Mehrwegunterlagen, die vor allem nachts beim Schlafen Verwendung finden.

Auch die Inkontinenzunterlagen können von der Krankenkasse erstattet werden.

Es gibt auch spezielle Bettwäsche, die bei einer Inkontinenz das Kissen und die Decke vorm Nasswerden schützt.

Als Alternative dazu kann man auch ein Kissen und eine Decke benutzen, die schon eine wasserabweisende Membran haben.

Gibt es Übungen bei einer Inkontinenz?

Bei einer Inkontinenz können Übungen, die den Beckenboden stärken, angewendet werden.

Diese können innerhalb der Physiotherapie gelernt und zu Hause wiederholt werden, damit der Beckenboden über den gesamten Zeitraum gut trainiert wird.

Betroffene, die den Beckenboden besser spüren können, sind auch oft in der Lage, das Ausscheiden von Urin und Stuhl besser zu kontrollieren.

Die Inkontinenz nach einer Operation, was hat es damit auf sich?

Bei einer Operation kann es immer zu Komplikationen kommen, die sich in einer Inkontinenz äußern können.

Wenn zum Beispiel am Harntrakt, der Prostata oder den Genitalorganen operiert wird, kann es vorkommen, dass Nerven geschädigt werden, die für den Kontinenzerhalt wichtig sind.

Vor allem Männer nach einer Prostata Operation können davon betroffen sein.

Allerdings wird bei dieser Operation besonders aufgepasst, die Nerven nicht zu schädigen und die Operateure sind meistens sehr erfahrene und geschulte Ärzte, die keinen Schaden anrichten wollen.

aktualisiert: 25.08.2025
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