Harnwegsinfekt, wenn es zu einer Entzündung der Harnwege (Nieren, Harnleiter, Harnblase, Harnröhre) kommt.

Eine Infektion der Harnwege (Synonym: “HWI” Urozystitis, im Volksmund oft vereinfacht als Blasenentzündung bezeichnet) beschreibt eine, meist durch Erreger wie beispielsweise Bakterien, ausgelöste Entzündung der unteren (bis oberen) Harnwege. Diese Kapitel beschreibt vornehmlich die Urozystitis, also Infektionen der Harnwege unterhalb der Nierenebene. Häufig kommt es zu einer Kontamination der äußeren Harnröhrenöffnung durch Keime aus der Darmflora. Diese Erreger können sich dann rückwärts entlang der Harnwege bis hin zur Niere ausbreiten. Sind eine oder bei Nieren von einer Infektion oder Entzündung betroffen, bezeichnet man dies als Pyelonephritis. Von einer Harnwegsentzündung können von unten an aufwärts die Harnröhre, die Harnblase sowie die Harnleiter betroffen sein. Schreitet der Infekt weiter fort, kann es als Komplikation zu einer Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) kommen. Häufig verursacht eine Harnwegsinfektion unangenehme Beschwerden beim Wasserlassen bei den Betroffenen. Frauen sind häufiger von einem Harnwegsinfekt betroffen als Männer. In einigen Fällen ist eine medikamentöse Therapie mit Antibiotika notwendig. Die richtige Diagnose und Therapie kann der behandelnde Arzt individuell treffen.
Eine Infektion der Harnwege ist in der Regel nicht gefährlich.
Es besteht jedoch die Gefahr, dass sich die Infektion auf die Nieren ausbreitet.
Im schlimmsten Fall kann dadurch eine Blutvergiftung entstehen.
Besteht bei Dir der Verdacht auf einen Harnwegsinfekt durch schmerzhaftes und häufiges Wasserlassen, oder Du leidest unter übel riechendem Urin, solltest Du immer einen Termin beim Arzt vereinbaren.
Spätestens, wenn die Symptome nach 3 Tagen nicht von alleine verschwinden.
Bei Beschwerden beim Wasserlassen oder Verdacht auf eine Harnwegsinfektion kann als erster Ansprechpartner jedoch auch der Hausarzt aufgesucht werden.
Dieser kann meist schon erste Diagnostik und körperliche Untersuchungen durchführen und eine Behandlung bei einfacher, unkomplizierter Urozystitis anordnen.
Bei unklaren Beschwerden vor allem im Genitalbereich können Frauen auch einen Gynäkologen oder Urologen und Männer ebenfalls einen Urologen aufsuchen.
Die Urologie ist der Fachbereich, der sich auf Erkrankungen der ableitenden Harnwege, also Harnleiter, Harnblase und Harnröhre spezialisiert hat.
Grundsätzlich kann ein unkomplizierter Harnwegsinfekt von jedem behandelnden Arzt therapiert werden.
Bei Komplikationen sollte jedoch ein Spezialist aufgesucht werden.
Der Harnweg besteht aus:
Der Urin, welcher in den Nieren produziert wird, gelangt über die Harnwege nach außen.
Es gibt einige Erkrankungen oder Umstände, die das Risiko einer Harnwegsinfektion erhöhen können.
Dazu zählen unter anderem:
Eine Harnwegsinfektion ist meist eine bakteriell verursachte Entzündung.
Bei Entzündungsreaktion kommt es typischerweise zu Rötung, Schwellung, Überwärmung und Schmerzen des betroffenen Gewebes.
Harnwegsinfektionen sind meist sehr unangenehm für die Betroffenen.
Klassische Symptome einer einfachen (unteren) Harnwegsinfektion sind Beschwerden beim Urinieren (Dysurie).
Dazu können Schmerzen im Bereich der Harnröhrenmündung und der Blase, also im Unterbauch, zählen. Häufig kommt es zu krampfartigen Beschwerden während oder nach der Blasenentleerung.
Betroffene empfinden häufig einen stark gesteigerten Harndrang (Pollakisurie), auch, ohne dass die Harnblase wirklich gefüllt ist.
Auch kann es während des Wasserlassens zu einem unangenehmen Brennen (Algurie) kommen.
In einigen Fällen zeigt sich Blut im Urin (Makrohämaturie).
Ebenso kann es zu temporärer Inkontinenz durch den Harndrang kommen.
Achtung: bei Fieber, Flankenschmerzen bzw. Schmerzen im Bereich der Nierengegend, und generellem Unwohlsein, kann es sich um eine obere bzw. komplizierte Harnwegsinfektion handeln.
Diese aufsteigende Infektion betrifft nun die Nieren (Nierenbeckenentzündung/Pyelonephritis) und kann unbehandelt sehr gefährlich werden.
Hierbei ist in jedem Fall eine medizinische Betreuung notwendig.
Bestehen Beschwerden, welche auf eine Harnwegsinfektion hindeuten, sollte zunächst ein Arzt aufgesucht werden.
In einem Anamnesegespräch kann der Arzt erste typische Beschwerden erfassen.
Darauf folgt eine körperliche Untersuchung mit Inspektion möglicher Schmerzbereiche und Palpation des Bauches (Abtasten).
Die Urinuntersuchung
In jedem Fall sollte eine Urinprobe untersucht werden.
Hierbei ist es sehr wichtig, vor dem Urinieren den Genitalbereich zu reinigen und abtrocknen.
Außerdem sollte der erste und letzte Urinstrahl verworfen werden und nur der sogenannte „Mittelstrahl“- Urin aufgefangen werden.
Dieser kann mit einem Schnellteststreifen (U-Stix) oder auch im Labor auf Zellen und Erreger untersucht werden.
Bei gesunden Menschen sollte eine Urinprobe steril sein.
Bei einer bakteriellen Infektion können in einer Kultur möglicherweise Bakterien nachgewiesen werden.
Das Vorkommen von Blut (→ Blut im Urin) und bestimmten Entzündungszellen (Leukozyten) deutet auf eine Infektion hin.
Bildgebung
In seltenen Fällen oder bei Verdacht auf Fehlbildungen der Harnableitenden Organe, kann auch eine Bildgebung notwendig werden.
Hierfür gibt es neben dem Ultraschall des Bauches auch weitere Kontrastmittel unterstützte Verfahren, die jedoch im Regelfall nicht benötigt werden.
Da sich die Symptome einer Harnwegsinfektion (v.a. Beschwerden beim Wasserlassen) vielseitig gestalten können, gibt es einige Erkrankungen, die sich ähnlich darstellen können.
Neben diesen Differentialdiagnosen gibt es zu dem noch Entzündungen der Harnwege, die sich von den klassischen, meist bakteriellen unterscheiden:
Die durch Tuberkulose ausgelöste Zystitis (Urogenitale Tuberkulose) oder eine interstitielle Zystitis, bei der keine bakterielle Infektion vorliegt aber die Ursachen nicht geklärt sind.
Auch langfristige medikamentöse Therapie kann eine Blasenentzündung verursachen. Bei Männern kann eine Prostataentzündung (Prostatitis) ähnliche Schmerzen im Bereich des Beckens verursachen, und ähnlich einer Harnwegsinfektion anmuten.
Aufgrund der zahlreichen möglichen Differenzialdiagnosen ist bei anhaltenden Beschwerden immer eine ärztliche Abklärung angeraten.
Die Behandlung eines Harnwegsinfektes richtet sich nach Schweregrad und Erreger, sowie nach der betroffenen Patientengruppe.
In jedem Fall sollte auf eine ausreichende Trinkmenge geachtet werden, um die Erreger auszuspülen und regelmäßiges Entleeren der Blase erfolgen.
Der häufigste Erreger eines Harnwegsinfekts sind Bakterien des E. Coli Stammes, weshalb eine antibiotische Therapie erfolgt.
Komplizierte vs. unkomplizierter Harnwegsinfekt
Die Schwere einer Harnwegsinfektion lässt sich in unkompliziert und kompliziert einteilen. Unkomplizierte Harnwegsinfekte bestehen ohne Vorerkrankungen oder anatomischen Besonderheiten der Harnwege und bei voll funktionsfähigen Nieren.
Liegt eine symptomatische unkomplizierte Harnwegsinfektion vor, wird ein Antibiotikum (Fosfomycin, Penicillin-Derivate, Nitroxolin und weitere Optionen) eingenommen.
Bei einem Zufallsbefund von Bakterien im Urin, ohne Beschwerden, soll keine antibiotische Therapie durchgeführt werden.
Komplizierte Infektionen bestehen bei Anomalien der Harnwege, bestehenden Vorerkrankungen, Beteiligung der Nieren und auch bei Infektionen bei Männern.
Diese werden mit anderen Antibiotika behandelt (Fluorchinolone, Cephalosporine 3a und weitere) und bedürfen intensiverer medizinischer Betreuung.
Die Leitlinien sind von Experten der Medizin zusammengestellte Handlungsempfehlungen für Ärzte, welches regelmäßige nach dem neuesten wissenschaftlichen Kenntnisstand aktualisiert werden.
Hierbei werden neben diagnostischen Wegen auch Behandlungsoptionen und Medikamente empfohlen.
Die Leitlinien sind sehr umfassend und enthalten auch für spezielle Patientengruppen gesonderte Empfehlung.
Der behandelnde Arzt wird sich pro Fall individuell mit den Optionen auseinandersetzen.
Eine antibiotische Behandlung sollte bei symptomatischen, unkomplizierten und bei komplizierte Harnwegsinfektionen erfolgen.
Symptomfrei sollten nur bestimmte Patientengruppen trotzdem behandelt werden: Schwangere und Menschen mit Risiko für komplizierte Verläufe.
Ein Antibiotikum ist jedoch nur gegen Bakterien wirksam.
Besteht der Verdacht eines anderen Auslösers, z.B. Viren oder Pilze, ist dies keine Therapieoption.
Bei symptomatischen Harnwegsinfektionen und bei Schwangeren, sowie Risikopatienten sollte immer eine Therapie mit Antibiotika erfolgen.
Die Prognose eines Harnwegsinfektes hängt von der Form der Infektion ab.
Unkomplizierte Infekte haben eine sehr gute Prognose.
Die Infektion heilt in der Regel vollständig aus.
Bei komplizierten Infekten kann die Heilung länger dauern und es im schlimmsten Fall zu Komplikationen wie Nierenbeteiligung oder Blutvergiftung kommen.
Einige Menschen leiden unter rezidivierenden (wiederkehrenden) Harnwegsinfektionen.
Diese Gruppe scheint durch verschiedene Umstände anfällig für erneute Infektionen zu sein.
In diesem Fall kann eine prophylaktische Behandlung mittels eines sehr niedrig dosierten Antibiotikums über längere Zeit oder die Impfung gegen E.Coli Stämme eine Behandlungsoption sein.
In der Regel klingen die Beschwerden eines Harnwegsinfekts innerhalb einiger Tage bis einer Woche ab.
Durch eine fachgerechte Therapie mit Antibiotika sollten sich die Symptome jedoch sehr rasch, oft schon innerhalb eines Tages, bessern.
Bei komplizierten Infekten kann die Heilung jedoch länger dauern und intensive Therapie benötigen.
Die Dauer ist dabei von Fall zu Fall unterschiedlich.
Da es sich bei Harnwegsinfektion häufig um Schmierinfektionen handelt, kann es schon hilfreich sein, auf eine gute Intimhygiene zu achten.
Beim Abtrocknen nach dem Toilettengang sollte stets von vorn nach hinten gewischt werden.
Nach dem Geschlechtsverkehr sollte unmittelbar ein Toilettengang erfolgen.
Zudem sollte immer auf eine ausreichende Trinkmenge von circa 1,5 L/Tag geachtet werden.
Nach dem Baden sollte der Intimbereich rasch warm und trocken gehalten werden.
Zudem gibt es unterstützende Präparate mit Cranberry und D-Mannose die das Risiko einer Infektion verringern können.
Daneben besteht seit einigen Jahren eine Impfung, welche gegen die häufigsten Erreger (E.Coli) schützt. Dazu kann der behandelnde Arzt individuell beraten.
Es handelt sich bei Harnwegsinfektionen nicht um ansteckende Erkrankungen. Die Infektion erfolgt meist mit körpereigenen Erregern, die unbeabsichtigt in die Harnröhre eingebracht werden, beispielsweise durch unsachgemäße Hygiene.
Theoretisch wäre eine Ansteckung beim Geschlechtsverkehr möglich, dies kommt jedoch in der Realität so gut wie nicht vor.
Harnwegsinfektionen sind im Kindesalter recht häufig.
Anders als bei Erwachsenen zeigen Kinder erst ab einem bestimmten Alter klassische Symptome.
Bei Säuglingen und Kleinkindern, die sich nicht über die Beschwerden äußern können, zeigen sich oft nur sehr unspezifische Symptome wie:
Daher ist es ratsam, auch bei uneindeutigen Beschwerden einen Arzt aufzusuchen, um diese abzuklären.
Die antibiotische Therapie im Kindesalter richtet sich nach auch nach dem Alter, so erhalten Kinder unter dem 3. Lebensmonat andere Medikamente als Ältere.
Der individuell empfohlene Weg wird vom behandelnden Kinderarzt im Zuge der Leitlinien ausgewählt.
Außerdem können vermehrte Harnwegsinfekte im Kindesalter ein Hinweis auf anatomische Veränderungen der Harnwege sein.
Bei Verdacht darauf, kann eine ausführliche Bildgebung der Harnorgane und eine Untersuchung der Blasenfunktion erfolgen.
In einigen Fällen kann eine korrigierende Operation notwendig sein um die langfristige Infektionsgefahr zu senken und eine gesunde Entwicklung zu gewährleisten.
Eine besondere Patientengruppe stellen dabei Schwangere dar.
In der Schwangerschaft dürfen nur bestimmte Antibiotika eingenommen werden, um einen Harnwegsinfekt zu therapieren: Cephalosporine, Penicilline oder Fosfomycin.
Auch soll eine symptomfreie Infektion bei Schwangeren therapiert werden.
Die Therapie sollte immer unter Rücksprache mit dem behandelnden Gynäkologen erfolgen.
Eine medikamentöse Therapie in der Schwangerschaft sollte immer sorgfältig abgewogen werden.
Da diese in einigen Fällen über das Blut auf das Ungeborene wirken können.
Da Schwangere jedoch anfälliger für Harnwegsinfektionen sind und eine Infektion ebenfalls das Kind bedrohen kann, besteht hier eine klare Handlungsempfehlung.
Jede Harnwegsinfektion in der Schwangerschaft sollte daher mit Antibiotika behandelt werden.
Zugelassen und ungefährlich für Mutter und Kind sind dabei folgende Substanzen: orale Cephalosporine, Penicilline, Fosfomycin.
Therapiemöglichkeiten, Medikamenteneinnahme und Diagnoseverfahren müssen oft an die Schwangerschaft angepasst werden.
Du solltest daher immer Deinen behandelnden Arzt/Ärztin über die Schwangerschaft informieren.