Definition: Amnesie (Gedächtnisverlust), wenn sich Betroffene nur teilweise oder gar nicht mehr an Ereignisse in der Vergangenheit erinnern können.
Bei einer Amnesie kommt es zu einem Verlust des Gedächtnisses. Betroffene mit einer Amnesie erinnern sich nicht mehr an Ereignisse der Vergangenheit oder Erlebnisse, die vor Kurzen stattgefunden haben. Der Gedächtnisverlust kann dabei dauerhaft bestehen, oder nur vorübergehend sein.
Bei einer anterograden Amnesie handelt es sich um einen nach vorne gerichteten Gedächtnisverlust.
Das heißt, die Beeinträchtigung betrifft die Merkfähigkeit nach einem schädigenden Ereignis und beschreibt die Einschränkung bei der Neuaufnahme von neuen Bewusstseinsinhalten.
Das genaue Gegenteil einer anterograden Amnesie ist die retrograde Amnesie.
Das bedeutet so viel wie „rückwirkend“ oder „nach hinten gerichtet“.
Dabei erleidet der Betroffene einen Gedächtnisverlust in Bezug auf den Zeitraum vor Eintreten des jeweils schädigenden Ereignisses.
Das heißt, bereits im Gedächtnis gespeicherte Inhalte, Bilder oder Zusammenhänge können nicht mehr bewusst gemacht werden.
Eine globale Amnesie stellt per se die schwerwiegendste aller Amnesieformen dar.
Sie ist durch eine kombinierte antero- und retrograde Amnesie gekennzeichnet, die sich nicht heilen lässt.
Betroffene sind weder in der Lage jegliche Erinnerungen aus der Vergangenheit abzurufen und gleichzeitig auch nicht in der Lage neue Gedächtnisinhalte zu speichern, sie können also nicht Neues mehr Lernen.
Allerdings ist das sogenannte prozedurale Gedächtnis nicht betroffen.
Das heißt, dass bereits abgespeicherte Abläufe und Prozesse weiterhin abgerufen werden können und funktionieren. Als Beispiel wäre Autofahren vom Ablauf her theoretisch möglich, jedoch kann sich der Betroffene nicht mehr auf offener Straße zurechtfinden.
Bei dem Begriff der globalen Amnesie ist häufig auch die sogenannte transiente globale Amnesie (TGA) gemeint.
Diese beschreibt eine vorübergehende anterograde und retrograde Amnesie in Kombination, die auch meist mit Verwirrtheit und Orientierungsstörungen einhergeht.
Das Bewusstsein selbst sowie die Orientierung zur eigenen Person bleibt hingegen in der Regel erhalten.
Per Definition sollte sich die Symptomatik innerhalb von 24 Stunden zurückbilden. Die Ursachen der Entstehung sind allerdings weiterhin im Unklaren, so dass zur Diagnosestellung ein auslösendes Trauma oder ein epileptischer Anfall ausgeschlossen werden müssen.
Die Ursachen einer Amnesie sind sehr vielfältig. Grob unterscheidet man zwischen organischen und psychischen Ursachen.
Erstere reichen von Traumata, wie z. B. einem Schädel-Hirn-Trauma, über Epilepsie oder Demenz bis hin zu Intoxikationen bzw. Vergiftungen durch Alkohol, Drogen oder Medikamente.
Bei den psychischen Ursachen spricht man ebenfalls von Traumata verschiedenster Art wie Schmerzen oder auch starkem emotionaler Stress.
Die Amnesie kann hier als eine Art körpereigener Schutzmechanismus verstanden werden.
Aber auch Psychosen bzw. unterschiedliche psychische Krankheitsbilder können mit einer Amnesie einhergehen.
Weiterhin konnten auch verschiedene Situationen des Alltags mit dem Auftreten einer Amnesie in Verbindung gebracht werden. Dazu zählen z. B. Kälte- und Hitzeexposition, schwere körperliche oder kognitive Arbeit, Sport oder Geschlechtsverkehr (postkoital).
Die bisherigen Erkenntnisse beziehen sich weitestgehend auf die verschiedenen möglichen Ursachen einer Amnesie.
Der genaue Pathomechanismus, also der zelluläre Ablauf, der dem Ganzen zugrunde liegt, ist noch nicht eindeutig verstanden.
Angenommen wird eine Funktionsstörung des Hippocampus im Gehirn, einem Bereich, der als eine Schaltzentrale für Lern- und Gedächtnisprozesse dient.
Die Diagnose einer Amnesie ist ein recht aufwendiger und schwieriger Prozess, u. a. auch deshalb, dass sie sich „schwer fassen“ lassen.
Eine sehr umfangreiche Anamnese und klinische Untersuchungen, v.a. neurologische Tests, stehen im Vordergrund.
Um Raumforderungen oder Tumore im Schädel auszuschließen, wird in der Regel auch eine computertomographische Bildgebung veranlasst.
Ebenfalls werden meistens die Gehirnströme mittels eines EEGs (Elektroenzephalografie) abgeleitet und ausgewertet.
Die Behandlung einer Amnesie richtet sich zum einen nach der jeweiligen Unterform der Amnesie und zum anderen nach der zugrunde liegenden Ursache, insofern sie sich feststellen lässt.
Somit besteht der Hauptteil der Therapie in der Behandlung der Grunderkrankung.
Ist der Rückgang der Gedächtnisleistung altersbedingt oder sogar eine Demenz diagnostiziert, kann die Medizin in der Regel nur noch unterstützend therapeutisch eingreifen und Symptome lindern, jedoch keine Heilung erreichen.
Auch psychologische Gründe können Ursache einer Amnesie sein. Der Ansprechpartner ist in diesem Fall ein Psychologe bzw. Psychotherapeut.
Die Heilung oder auch Linderung der Amnesie hängt im Großen und Ganzen von der jeweiligen Form und der zugrunde liegenden Ursache ab.
Mittels verschiedener Trainingstherapien, medikamentöser Unterstützung und gezielter Therapie durch Psychologen und Psychotherapeuten lassen sich in der Regel gute Ergebnisse erzielen.
Je nach Grunderkrankung und Auslöser können sich Betroffene und deren Gedächtnisleistung wieder komplett erholen.
Wird hingegen eine Demenz diagnostiziert, so sind der Medizin heutzutage trotz intensiver Forschung immer noch die Hände gebunden, was eine Heilung betrifft.
Ohne Behandlung schreitet die Erkrankung voran.
Unter Therapie lässt sich eine Demenz aber durchaus positiv beeinflussen und gegebenenfalls verlangsamen.
Es ist schwierig, genaue Zahlen im Sinne einer Inzidenz in Bezug auf eine Amnesie anzugeben. Zum einen besteht wahrscheinlich eine relativ hohe Dunkelziffer, da es mitunter auch relativ schwierig sein kann, eine sichere Diagnose zu stellen.
Zum anderen gibt es eine Vielzahl an potentiellen Auslösern und eine sehr variable Ausprägung der möglichen Beeinträchtigung der Erinnerung.