Definition: Multiple Sklerose (MS), wenn es zu einem Abbau bzw. Schädigung der Nervenisolationsschicht kommt.
Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Bei MS kommt es zur Schädigung/ Abbau der Nervenisolierschicht. Die Erkrankung beginnt häufig im jungen Erwachsenenalter und verläuft in Schüben. (multiple=mehrere Stelllen, Sklerose=verhärtete Vernarbungen). Multiplen Sklerose (MS), die auch unter dem Namen Encephalomyelitis disseminata bekannt ist, handelt es sich somit um eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Im Verlauf kommt es zur sogenannten Demyelinisierung von Nervenzellen, also eine Zerstörung der Schutzhülle der Nerven. Dies führt über eine Verlangsamung der Nervenleitgeschwindigkeit zum Untergang der Axone, also der Nervenfortsätze. Die genauen Ursachen zur Entstehung einer Multiplen Sklerose sind immer noch unverstanden, wobei eine genetische Prädisposition (Anfälligkeit) und Umweltfaktoren wahrscheinlich beteiligt sind.
Die Multiple Sklerose ist keine lebensbedrohliche Erkrankung.
Sehr selten können gefährliche Komplikationen wie Atembeschwerden auftreten.
Der Verlauf ist individuell sehr verschieden, daher wird die Multiple Sklerose oft auch als Erkrankung mit 1000 Gesichtern genannt.
Bemerkst Du Taubheitsgefühle oder Kribbeln im Gesicht oder den Extremitäten, eine starke Erschöpfung oder weitere typische erste Anzeichen einer Multiplen Sklerose, solltest Du umgehend Deinen Hausarzt informieren oder einen Neurologen kontaktieren.
Die Fachrichtung welche sich spezifisch am besten mit der Multiplen Sklerose beschäftigt, ist die Neurologie.
Die genauen Ursachen der Multiplen Sklerose sind nach wie vor unbekannt.
Genetische Prädisposition
Man geht heute von einer sogenannten genetischen Prädisposition aus.
Das beschreibt im Grunde eine Art Empfänglichkeit eines Organismus für bestimmte Erkrankungen aufgrund erblicher Anlagen. Wichtig ist dabei abzugrenzen, dass bei der Multiplen Sklerose keinem direkten Erbgang im Sinne der Mendelschen Vererbung folgt.
Eine der häufiger gefundenen Genvarianten bei MS ist der HLA-Typ, der auch bei anderen Autoimmunkrankheiten wie Diabetes Typ 1 oder Morbus Crohn vorkommt.
Infektionshypothese
Bei der Infektionshypothese wird davon ausgegangen, dass bestimmte Erreger im Körper zu einer Autoimmunreaktion führen. Allerdings konnte auch hier bisher kein spezifischer Erreger für Multiple Sklerose nachgewiesen werden.
Zigarettenrauchen
In Studien scheint es sich abzuzeichnen, dass Zigarettenrauchen ein Risikofaktor darstellt, mit dem MS häufiger auftritt.
Ebenfalls scheint die zeitliche Dauer der Raucheranamnese mit dem Schweregrad und dem Fortschreiten der Krankheit in Zusammenhang zu stehen.
Vitamin-D-Stoffwechselhypothese
Die Vitamin-D-Stoffwechselhypothese beruht auf der geografischen Verteilung der Multiplen Sklerose sowie labortechnischen Untersuchungen mit geringen Vitamin-D-Konzentrationen bei betroffenen Personen.
Allerdings ist die Studienlage zur Supplementation im Sinne eines protektiven (schützenden) oder therapeutischen Einsatzes stellenweise widersprüchlich.
Aktuell im Forschungsinteresse steht das Mikrobiom des Darms.
Mittlerweile allgemein akzeptiert ist die Feststellung, dass der Darm und die Darmflora einen wichtigen Beitrag zum Immunsystem leisten und einen großen Einfluss auf die Pathogenese von Autoimmunerkrankungen nehmen.
Bei der Multiplen Sklerose sind die Symptome und Krankheitsverläufe sehr individuell, da die Ausprägung und Lage der Läsion oder Läsionen im Nervensystem unterschiedlich ausgeprägt sind.
Der Beginn einer MS erfolgt meist schubförmig mit einem Hauptsymptom.
Die häufigsten Erstsymptome dabei sind die sogenannte Optikusneuritis, also eine Entzündung eines oder beider Sehnerven (→ Sehnerventzündung), welche sich durch Störungen und Probleme beim Sehen äußern, allgemeine Sensibilitätsstörungen oder auch die chronische Erschöpfbarkeit (Fatigue).
Diese bilden sich teilweise oder auch vollständig nach ein paar Tagen bis Wochen zurück.
Daneben kann es aber vorkommen, dass Symptomatik langsam und stetig zunimmt.
Die Schübe treten eher im Frühjahr und Sommer auf, Schübe im Winter sind selten. Es ist möglich, dass die Symptomausprägung in den Schüben zunimmt, oder auch neue Krankheitssymptome hinzukommen.
Weitere Symptome können sehr vielseitig sein, wie auch schon bei Erstauftritt der Erkrankung in Abhängigkeit der Lokalisation der Läsionen.
Es können motorische Störungen wie Lähmungen und Spastiken auftreten oder auch sogenannte vegetative Beeinträchtigungen wie Inkontinenz oder Schmälerung der Sexualfunktion.
Kognitive Auffälligkeiten wie Konzentrationsstörungen oder verminderte Aufmerksamkeit werden beschrieben, sowie Behinderungen in Bewegungsabläufen, wenn das Kleinhirn betroffen ist.
Am Anfang steht eine ausgeprägte Anamnese und körperliche Untersuchung im Vordergrund, die den Verdacht auf eine entzündlich-demyelinisierende Erkrankung im zentralen Nervensystem erhärtet.
Im Anschluss erfolgt der Ausschluss von möglichen Differentialdiagnosen bzw. der Nachweis von charakteristischen Läsionen mittels MRT-Bildgebung sowie Labordiagnostik.
Die eigentliche Diagnosestellung erfolgt dann anhand des Nachweises der zeitlichen und örtlichen Disseminiation (Streuung) von Läsionen im MRT in Abhängigkeit der klinischen Ausprägung.
Alle Befunde werden anschließend mittels der sogenannten McDonald-Kriterien bewertet. Dabei handelt es sich um einen speziell für Multiple Sklerose entwickelten Kriterienkatalog.
Es existiert kein spezifischer Test auf Multiple Sklerose.
Wie unter der Frage nach der Diagnose erklärt, ist eine Untersuchung auf MS eine Verdachtsdiagnose nach dem Auftreten von möglichen Symptomen.
Möglichst frühzeitig wird eine kausal orientierte, verlaufsmodifizierernde Langzeitbasistherapie begonnen.
Die symptomatische Therapie bei Multipler Sklerose:
Die Behandlung der Multiplen Sklerose erfolgt im Prinzip anhand von drei Säulen.
Erste Säule
Die erste Säule umfasst die sogenannte symptomatische Therapie der MS. Unter diese Kategorie fallen eine Vielzahl von therapeutischen Möglichkeiten, mit dem Ziel, die möglichen Symptome zu lindern.
Dazu zählen z. B. Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Psychotherapie. Aber auch das Bereitstellen geeigneter Hilfsmittel für den Alltag oder Medikamente, die sich z. B. positiv auf Muskelspastiken auswirken, werden dazu gerechnet.
Zweite Säule
Die zweite Säule bezieht sich auf die Therapie eines akuten Schubs.
Dabei wird hauptsächlich mit einer sogenannten Glucocorticoid-Hochdosistherapie für 3 bis 5 Tage gearbeitet, die darauf abzielt, entzündungshemmend und immunsupressiv (abmildern der körpereigenen Immunreaktion) zu wirken.
Dritte Säule
Die dritte Säule bezieht sich auf die sogenannte Verlaufsmodifizierte Therapie.
Die Ziele, die damit verfolgt werden, sind die Reduktion der Schubfrequenz, die Verringerung der Krankheitsaktivität (darstellbar im MRT) und die Verzögerung der Krankheitsprogression, d. h. dem Fortschreiten der MS. Therapeutisch werden dabei Medikamente eingesetzt, die als Immunmodulatoren und als Immunsuppressiva bezeichnet werden.
Eine generelle Umstellung der Ernährung ist bei Betroffenen nicht nötig.
Wie in so vielen anderen Fällen ist eine bewusste Ernährung jedoch durchaus hilfreich. Darunter ist zu verstehen, zuckerhaltige Lebensmittel möglichst zu reduzieren und nur in Maßen zu genießen.
Dazu zählt aber auch, nicht zu viel Obst zu essen, da die enthaltene Fruktose im Prinzip genauso wirkt. Fertiggerichte sollten ebenfalls nicht die Regel sein.
Wenn man sich an die gängigen Empfehlungen hält, wie ausreichend Trinken (ungesüßt), ballaststoffreiche Kohlenhydrate, gesunde Fette und Öle, viel Gemüse, Süßigkeiten sowie Obst und Fleisch nur in Maßen zu sich zu nehmen, ist man auf der sicheren Seite.
Bei der Multiplen Sklerose werden verschiedene Verlaufsformen unterschieden.
Klinisch isolierte Syndrom
Das „KIS“ oder „klinisch isolierte Syndrom“ beschreibt im Grunde die erste klinische Manifestation einer möglichen MS, im Prinzip den ersten spürbaren Schub.
Schubförmig remittierenden MS
Bei 85 % - 90 % kommt es bei Krankheitsbeginn zur „Schubförmig remittierenden MS“ (RRMS).
Diese zeichnet sich durch einen Krankheitsbeginn zwischen dem 15. bis 29. Lebensjahr, gut abgrenzbaren Schüben mit vollständiger Remission (Erholung/Rückbildung) und keiner Krankheitsprogression in den Zwischenintervallen aus.
Schubförmig progrediente MS
Dazu im Gegensatz steht die „Schubförmig progrediente MS“, die von Beginn an eine progrediente Symptomatik aufweist, die Schübe aber ebenfalls eindeutig abgrenzbar sind und mit vollständiger Remission ablaufen.
Primär chronisch progredienten MS
Beim Krankheitsbeginn mit 39–41 Jahren, bei der sogenannten „Primär chronisch progredienten MS“ (PPMS), zeigt sich eine langsam progrediente Verschlechterung der Symptomatik ohne sichtbare oder abgrenzbare Schübe. Dabei sind Männer häufiger betroffen als Frauen.
Sekundär chronisch progrediente MS
Davon lässt sich die „Sekundär chronisch progrediente MS“ (SPMS) abgrenzen, die ihren Beginn im Alter zwischen dem 40. und 49. Lebensjahr nimmt.
Zu Beginn hat diese oft einen schubförmigen Charakter, im Verlauf aber eher einen progredienten ohne Schübe und Remission.
Akute Maligne MS
Die Akute Maligne MS (Typ Marburg) beschreibt eine seltene, aber hochmaligne (tödliche) Form der MS, bei der besonders junge Patienten betroffen sind.
Es gibt bei der Multiplen Sklerose ein paar Faktoren, bei denen man von prognostisch eher günstigen Faktoren spricht.
Das sind zum einen ein Beginn vor dem 35. Lebensjahr, zum anderen ein sogenannter monosymptomatischer Beginn mit sensiblen Symptomen, also nur ein Hauptsymptom, das sich auf die Sensibilität bezieht sowie ein gutes Abklingen des ersten Kankheitsschubes.
Statistisch gesehen brauchen 50% der Betroffenen nach ca. 15 Jahren Gehilfen.
Nach etwa 25 Jahren ist ⅓ der Patienten nicht mehr gehfähig, ⅔ sind nicht mehr arbeitsfähig. Lediglich bei 10% der Erkrankten besteht keine oder nur eine geringe Behinderung.
Da die genauen Ursachen und Risikofaktoren wissenschaftlich gesehen bis dato nur Hypothesen und Vermutungen sind, lassen sich aktuell keine wirklichen Verhaltensrichtlinien ableiten, um der Erkrankung Multiple Sklerose vorzubeugen.
Die Auswahl an sportlicher Betätigung sollte nach dem individuellen Krankheitsausmaß bestimmt werden.
Generell stellt eine Kombination aus Ausdauer- und Kraftsport eine gute Möglichkeit dar, einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität zu nehmen.
Wichtig dabei ist, mit leichten und einfachen Bewegungen zu starten und besonders darauf zu achten, die Intensität nicht zu hoch werden zu lassen.
Man sollte sicher gehen können, sicher und umgehend reagieren zu können, sollten unter Belastung Symptome auftreten.
Das sogenannte Uhthoff-Phänomen beschreibt eine vorübergehende Verschlechterung bereits bestehender neurologischer Symptome bei erhöhter Körpertemperatur, wie sie z. B. beim Sport auftreten kann. Betroffene sollten darüber in Kenntnis sein.
Generell empfiehlt es sich erst die Dauer der Belastung, dann die Häufigkeit und erst zum Schluss die Intensität zu steigern.
MS Patienten sollten keine zu starke Ermüdung durch Sport provozieren und lernen, auf ihre Körpersignale zu hören.
Die Lebenserwartung ist im Schnitt sechs bis sieben Jahre reduziert.
Weltweit geht man von ca. 2,5 Millionen Betroffenen aus, wobei die regionale Verbreitung deutlich unterschiedlich ist. Besonders in der nördlichen und südlichen Hemisphäre, insbesondere bei Europäern bzw. deren Nachfahren besteht eine höhere Ausbreitung.
Die Hypothese der Einflussnahme von Umweltfaktoren wird u. a. dadurch bekräftigt, dass Kinder, z. B. aus Nordeuropa, nach einem dauerhaften Umzug in äquatoriale Regionen, statistisch das jeweilige Erkrankungsrisiko des Ziellandes übernehmen.
Frauen sind ungefähr zwei- bis dreimal so häufig betroffen wie Männer. Das durchschnittliche Erkrankungsalter ist das junge Erwachsenenalter, um die 30 Jahre. In seltenen Fällen tritt die Multiple Sklerose bereits in der Kindheit und Jugend auf.
Unter einem Schub versteht man eine akut auftretende Symptomatik, meistens eine Verschlechterung, bei einer chronischen Erkrankung, die zeitlich begrenzt ist und in der Regel eine bleibende Veränderung hinterlässt.
Dabei wird die zeitliche Komponente z.B. mit 24-48 Stunden angegeben.
Dauert die Symptomatik kürzer als 24 Stunden, würde man von intermittierenden Symptomen sprechen, was so viel heißt wie „wiederkehrend“ oder „mit Unterbrechungen auftretend“.
Allerdings schwanken diese Angaben in der Literatur.