Gehirnerschütterung, wenn es aufgrund einer Kopfverletzung zu typischen Anzeichen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen kommt.
Bei einer Gehirnerschütterung kommt es zu einer Verletzung des Schädels mit folgender Funktionsstörung oder einer strukturellen Schädigung des Gehirns. Eine Gehirnerschütterung wird eingeteilt in leichte, mittelschwere und schwere Gehirnerschütterungen. Der Begriff ist ein weit verbreiteter Begriff, wohingegen die Medizin von dieser und älteren Bezeichnungen wie Comotio cerebri, Contusio cerebri und Compressio cerebri je nach Schweregrad Abstand genommen hat. Heute spricht man vom sogenannten Schädelhirntrauma (SHT), wobei die Einteilung in Schweregrade 1-3 noch immer besteht. Allgemein versteht man unter einem SHT eine Verletzung des Schädels mit darauf folgender Funktionsstörung und/oder strukturellen Schädigung des Gehirns. Diese werden anhand des “Glasgow-Coma-Scale” beurteilt, eine klinische Einschätzung zur Schweregradbestimmung nach Bewertung der Reaktion eines Betroffenen in Bezug auf die Augenbewegungen, sowie motorische (körperliche) und verbale (gesprochene) Reaktion.
In den meisten Fällen ist eine Gehirnerschütterung harmlos.
In seltenen Fälle kann es jedoch zu lebensgefährlichen Hirnblutungen kommen.
In vielen Fällen ist daher eine 24 Stunden Beobachtung im Krankenhaus angebracht, um bei möglichen Komplikationen schnell zu handeln. Nach 24 Stunden Beschwerdefreiheit kann der Patient entlassen werden.
Treten in den darauffolgenden Tagen „erneut“ Symptome auf, muss die Ursachen im Krankenhaus abgeklärt werden.
Eine Gehirnerschütterung geht ursächlich in der Regel auf ein traumatisches Ereignis zurück.
Sei es in Form eines Unfalls, eines herkömmlichen Sturzes oder im Rahmen von einer sportlichen Aktivität.
Dieser Zusammenhang wird auch durch die Häufigkeitsverteilung deutlich.
Bei Kleinkindern ist die motorische Entwicklung noch nicht vollständig abgeschlossen, Jugendliche und junge Erwachsene sind häufiger „übermütig“ und ältere Menschen, v.a. Patienten der Geriatrie sind durch das hohe Alter oder auch Grunderkrankungen vermehrt sturzgefährdet.
In diesem Sinn kann man von keinen wirklich Risikofaktoren sprechen, außer es bestehen grundlegende Erkrankungen, bei denen die Sturzgefahr deutlich erhöht ist.
Natürlich sind Risikosportarten wie (Spring-) Reiten, Ski- und Snowboard Fahren oder Surfen, aber auch Kontaktsportarten wie Boxen oder Fußball potentielle Risikofaktoren.
Beachte! Die Anzeichen einer Gehirnerschütterung können auch erst 6 -12 Stunden nach dem Unfall auftreten. Die Symptome variieren individuell, auch in Abhängigkeit des Schweregrades.
Häufig kommt es zu Bewusstseinsstörungen, bei einer leichten Gehirnerschütterung kann sich eine sofortige Bewusstlosigkeit einstellen, die jedoch nur Sekunden bis wenige Minuten anhält. Nach dem Erwachen fühlen sich Betroffene in der Regel benommen und motorisch verlangsamt.
Stellenweise kann es zu einer retrograden Amnesie (rückwärts) kommen, die aber meist auch nur von kurzer Dauer ist.
Häufiger kommt es hingegen zur sogenannten kongraden Amnesie, bei der keine Erinnerung an das auslösende Ereignis besteht.
Eine anterograde (vorwärts) Amnesie tritt eher selten auf.
Die wahrscheinlich bekannteren Begleitsymptome sind Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen sowie Sehstörungen.
Besonders eine im Verlauf zunehmende Bewusstseinsstörung oder auch die sogenannte Anisokorie (Pupillendifferenz) müssen als sehr ernst zu nehmende Warnzeichen betrachtet werden, da sie als Hinweise auf eine mögliche Hirnblutung gelten.
Weitere mögliche Symptome sind sehr vielfältig, auch in der jeweiligen Ausprägung. So kann es auch beispielsweise zum Schielen der Augen oder auch zu visuellen Halluzinationen kommen.
Gleichgewichtsstörungen oder Wortfindungsstörungen sind ebenso möglich wie Krämpfe bzw. Krampfanfälle, auch kann es bei entsprechenden Verletzungen zu einem Liquorfluss aus dem Ohr kommen (Austritt Hirnflüssigkeit).
Bei einer Gehirnerschütterung bzw. einem Schädelhirntrauma kann es zeitverzögert zu den verschiedenen Symptomen kommen.
Auch mögliche schwere Verläufe demaskieren sich stellenweise erst nach einigen Stunden.
Deswegen ist es wichtig, dass man für einen Zeitraum von 48 Stunden, also für zwei Tage im Krankenhaus zur Beobachtung bleibt.
Empfohlen wird dabei ebenfalls, auf jegliche Form der Verwendung von Bildschirmen, sei es Handy, Laptop oder Fernseher, zu verzichten, da hierdurch Symptome provoziert werden können.
Es kann weiterhin vorkommen, dass nach anfänglicher Bewusstlosigkeit ein sogenanntes „freies Intervall“ auftritt, in dessen Verlauf die Symptome verschwinden bzw. ein klares Bewusstsein vorhanden ist.
Kommt es im Anschluss zu einer erneuten Bewusstseinseintrübung, liegt der Verdacht auf eine epidurale (über der Hirnhaut gelegen) oder subdurale (unterhalb der Hirnhaut) Hirnblutung nahe.
Grundlegend ist auch hier eine fokussierte Anamnese und körperliche Untersuchung.
Fokussiert bedeutet, dass man sich auf die wesentlichen und zielführenden Fragen und Untersuchungen konzentriert, damit in einer potentiellen Notfallsituation nicht unnötig viel Zeit verloren geht.
Wichtig ist auch immer, dass regelmäßig und im Verlauf wiederholt der sogenannte “Glasgow-Coma-Scale” erhoben wird, der dazu dient, sich schnell orientierend einen Überblick über den neurologischen Zustand zu verschaffen.
Bei mittelschweren bis schweren Verläufen empfiehlt sich eine schnelle Bildgebung in Form einer Computertomographie des Kopfes ohne Kontrastmittel, ein sogenanntes natives cCT.
Das ermöglicht eine schnelle Beurteilung auf Schädelfrakturen, Lufteinschlüssen, den Nachweis von Raumforderungen z.B. durch ein Ödem und dem Ausschluss von Blutungen im Schädel.
Da bei einer Gehirnerschütterung eine Vielzahl an Symptomen möglich ist, sind die eventuellen Differentialdiagnosen ebenfalls breit gefächert.
Jedoch ist es nicht möglich, aus den einzelnen Symptomen auf die zugrunde liegende Ursache zu schließen, ohne weitere Faktoren in die Diagnostik mit einzuschließen.
Im Vordergrund steht die Stabilisierung der Vitalparameter, also der Kreislauffunktion und Atmung.
Je nach Unfallhergang kann es nötig sein, Verletzungen der Wirbelsäule, insbesondere im Halsbereich, auszuschließen.
Bei fehlenden Nachweisen von Blutungen oder Raumforderungen im Schädel, reicht in der Regel eine engmaschige Kontrolle, gegebenenfalls auch mit radiologischer (Bildgebung) oder intensivmedizinischer Beobachtung.
In Notfallsituationen kann ein operatives Vorgehen notwendig werden.
Allgemein ist die Prognose einer Gehirnerschütterung bzw. eines Schädelhirntraumas sehr gut.
Eine Rückbildung der Beschwerden zeigt sich meistens innerhalb weniger Tage. Allerdings bleibt zu beachten, dass mit steigendem Schweregrad die Prognose schlechter bzw. die Symptome ausgeprägter und die Heilungsdauer länger wird.
Bei ca. 15 % der Betroffenen entwickelt sich das sogenannte „postkommotionelle Syndrom“.
Je nach Ausprägung klagen die Patienten dabei unter Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Schlafproblemen und emotionalen Überreaktionen.
Diese Beschwerden können über Wochen, manchmal sogar über Monate bis Jahre anhalten.
Der genaue Auslöser dieser Entwicklung ist bisher noch nicht verstanden, allerdings steigt die Wahrscheinlichkeit ein postkommotionelles Syndrom zu entwickeln mit jeder erlittenen Gehirnerschütterung an.
In der Regel heilt eine Gehirnerschütterung ohne bleibende Schäden aus. Je nach Schweregrad und betroffenen Gehirnstrukturen kann es aber auch in seltenen Fällen zu bleibenden Einschränkungen kommen.
Je öfter es zu einem Schädelhirntrauma kommt, umso wahrscheinlicher ist es, zum einen ein sogenanntes postkommotionelles Syndrom zu entwickeln oder zum anderen bleibenden Schäden davon zu tragen.
Ein Rückgang der Beschwerden ist ebenfall sehr individuell und kann bis zu 25 Tage dauern.
In leichteren Fällen kann eine Symptomfreiheit auch bereits nach drei bis sieben Tagen erreicht werden.
Auf jeden Fall unterstützt und verkürzt eine stress- und lärmarme Umgebung sowie das Vermeiden von Lesen und die Nutzung von elektronischen Medien den Genesungsprozess.