Definition: Trigeminusneuralgie, wenn es zu einer chronischen Erkrankung des Nervens kommt, der für die Gefühlswahrnehmung im Gesicht zuständig ist.
Bei einer Trigeminusneuralgie wird der Trigeminusnerv, der für die Wahrnehmung im Gesicht verantwortlich ist, als schmerzhaft wahrgenommen. Somit können nur leichte Berührungen im Gesicht plötzlich heftige Schmerzattacken auslösen. Die Schmerzattacken halten meist nur wenige Sekunden an. Es handelt sich dabei um einen meist schmerzhaften Reizzustand eines Nerven. Der Trigeminus-Nerv ist der fünfte Hirnnerv und hat vor allem sensible Fasern nahezu des kompletten Gesichtes. Bei einer Trigeminusneuralgie kommt es zu einer äußerst schmerzhaften Reizung seiner drei Nervenäste, die den Stirnbereich, den Ober- und Unterkiefer versorgen. Eine weitere Bezeichnung für eine Trigeminusneuralgie ist “Tic douloureux” aus dem Französischen und beschreibt das reflektorische Zucken der Gesichtsmuskulatur aufgrund der auftretenden Schmerzen.
Eine Trigeminusneuralgie ist nicht gefährlich, erzeugen bei Betroffenen allerdings einen sehr hohen Leidensdruck.
Die Schmerzen bei einer Trigeminusneuralgie werden als die schlimmsten überhaupt beschrieben. Während einer Schmerzattacke sind Betroffenen regelrecht wie gelähmt.
Wenn Du die typischen Anzeichen einer Trigeminusneuralgie verspürst, solltest Du zeitnah einen Termin bei Deinem Hausarzt, oder direkt einen Termin bei einem Neurologen vereinbaren.
Der sog. Trigeminusnerv (Nervus trigeminus/ Drillingsnerv) ist der V. Hirnnerv.
Der Trigeminusnerv versorgt über drei Äste die Wahrnehmung in großen Teilen des Gesichtes. Zudem innerviert er die Kaumuskulatur.
Bei der Trigeminusneuralgie unterscheidet man eine klassische Form (früher auch idiopathisch) und eine symptomatische Form.
Klassische Form
Bei der klassischen Form besteht ursächlich ein Kontakt zwischen Gefäßen und Nerven.
Beim Nervus trigeminus ist das zu 80% eine Kompression durch die Arteria cerebelli superior („Jannetta-Mechanismus“).
Durch das Zusammendrücken der Nerven durch das Gefäß kommt es zur sogenannten Demyelinisierung, das heißt die Schutzhülle um die Nervenfasern herum wird dünner.
Dadurch kommt es zu untypischen Reizungen und Signalübertragungen zwischen den sensiblen und nozizeptiven (Schmerzfasern) Fasern, die z. B. für den einschießenden Schmerz bei Berührung verantwortlich sind.
Symptomatische Form
Bei der symptomatischen Form kommen eine Raumforderung oder eine Multiple Sklerose als Auslöser in Betracht, die über einen Entzündungsprozess ein ähnliches Resultat verursachen.
Stress kann als Auslöser für eine Trigeminusneuralgie in Frage kommen.
Dabei zählt Stress wie z. B. Kauen, Sprechen, Berührungen, Kälte oder Wärme als Triggerfaktor für die Reaktion des Nerven.
Als alleinige Ursache kommt Stress eher nicht vor. Problematisch ist der entstehende Teufelskreis, wenn durch die starke Belastung und Schmerzen wiederum Stress entsteht.
Das Leitsymptom sind blitzartig einschießende unerträgliche Schmerzen, welche meist einseitig auftreten und in der Regel Sekundenbruchteile andauern, in seltenen Fällen aber auch Sekunden bis maximal ca. zwei Minuten dauern können.
Diese Attacken treten einzeln oder auch in Serien von bis zu 100-mal am Tag auf.
Wie der Name „Tic douloureux“ beschreibt, kommt es dabei häufiger zu reflektorischen Spasmen der mimischen Muskulatur.
Zusätzlich können Augenrötungen (Epiphora) und Hautrötungen im betroffenen Gesichtsbereich auftreten.
Wichtig ist ebenfalls, die psychologische Komponente nicht außer Acht zu lassen.
Durch individuell auslösende Faktoren kommt es nicht selten zu einem Vermeidungsverhalten und einem sozialen Rückzug der Betroffenen.
Eine Trigeminusneuralgie ist oft mit einer Depression einhergehend und sollte nicht unterschätzt werden.
Die Diagnose der Trigeminusneuralgie erfolgt durch eine Untersuchung des Arztes.
Eine Trigeminusneuralgie wird klassischerweise primär klinisch diagnostiziert.
Darunter versteht man, dass der behandelnde Arzt durch eine ausführliche Anamnese und eine körperliche Untersuchung die Diagnose schließen kann, da die Beschwerden so eindrücklich für das Krankheitsbild sind.
Zusätzlich werden ein MRT (Magnetresonanztomographie) des Schädels durchgeführt, um eine Multiple Sklerose oder eine Raumforderung als Ursache der Symptome auszuschließen.
Gegebenenfalls können neurologische Untersuchungen wie die Ableitung somatosensorisch evozierter Potentiale (SEP) des betroffenen Nervus trigeminus in Frage kommen.
Bei entsprechendem Verdacht kann eine Lumbalpunktion zum Ausschluss von Multipler Sklerose oder einem entzündlichen Geschehen veranlasst werden.
Bei einer Trigeminusneuralgie stehen verschiedene Vorgehensweisen zur Verfügung.
Medikamente
Begonnen wird in der Regel mit einer medikamentösen Therapie.
Mittel der ersten Wahl sind die Wirkstoffe Carbamazepin oder Oxcarbazepin, die zu den klassischen Antikonvulsiva zählen.
Alternativ kommen z. B. neuere Antikonvulsiva wie Lamotrigin oder Muskelrelaxantien wie Baclofen zum Einsatz. Wichtig zu beachten ist, dass herkömmliche Schmerzmittel wie NSAR (Ibuprofen …) bei einer Trigeminusneuralgie nicht wirken.
Operation
Beim Versagen der medikamentösen Therapie stehen operative oder radiochirurgische Vorgehen zur Verfügung, bei der Gefäß-Nerven-Kontakte aufgehoben bzw. schmerzleitende Fasern geschädigt werden.
Es gibt homöopathische Mittel, die bei einer Trigeminusneuralgie angewendet werden können.
Dennoch ist es zu empfehlen, möglichst frühzeitig einen Facharzt für Neurologie und Schmerztherapie zu konsultieren, da die Homöopathie allenfalls unterstützend wirken kann.
Zu den verwendeten Mittel zählen:
Wirkungslos hingegen bei einer Trigeminusneuralgie sind herkömmliche Schmerzmittel wie NSAR (z. B. Ibuprofen).
Bei ca. ⅓ der Betroffenen kommt es bei der Trigeminusneuralgie nur zu einer Episode im ganzen Leben.
Individuell kommt es häufig zu Phasen einer Spontanremission für bis zu einem Jahr, bei der die Symptome vollständig verschwinden.
Andere zeigen jedoch auch häufig einen progredienten Verlauf mit dem Voranschreiten des Lebens, d. h. eine Zunahme der Beschwerden und ihrer Häufigkeit.
Durch verschiedene operative Eingriffe wie der Mikrovaskulären Dekompression nach Jannetta oder einer Ausschaltung der Schmerzfasern durch Hitze oder Bestrahlung kann eine Symptomfreiheit erreicht werden.
Diese Verfahren kommen jedoch nur zum Einsatz, wenn alle anderen Therapieoptionen nicht mehr helfen.
Bei der klassischen Form der Trigeminusneuralgie, also dem Gefäß-Nerven-Kontakt, stehen Veränderungen der Gefäße, insbesondere der Gefäßwand im Verdacht „begünstigend“ auf die Entstehung zu wirken.
Im Speziellen geht man bei der Arteriosklerose durch die Verhärtung und mögliche Wanddickenzunahme davon aus, diesen Gefäß-Nerven-Kontakt zu unterstützen.
Wichtig dabei ist, dass bisher kein kausaler Zusammenhang zwischen diesen beiden Erkrankungen besteht, es zeigt sich lediglich ein hypothetischer Zusammenhang.
Davon abgeleitet könnte man jedoch denken, dass eine Risikoreduzierung der Arteriosklerose auch indirekt eine Vorbeugung zur Entstehung einer Trigeminusneuralgie leisten kann.
Beachte! Wissenschaftlich belegt ist diese Überlegung jedoch nicht.
Da die Symptome und vor allem das Leitsymptom mit extrem starken Schmerzen streng einseitig auftreten, kommen Erkrankungen in Betracht, die ein ähnliches Ausbreitungsmuster zeigen.
Bei der Trigeminusneuralgie von einer Heilung zu sprechen ist relativ schwierig.
Die einzige wirklich kausale (heilende) Therapieoption ist die Aufhebung des Gefäß-Nerven-Kontaktes in einer Operation, bei der ein kleines Stück Material (z. B. Teflon) zwischen die beiden Akteure eingebracht wird.
Diesen Vorgang nennt man „Mikrovaskuläre Dekompression nach Jannetta“ und kommt nur bei der klassischen Form in Betracht.
Durch die sehr variable Ausprägung und individuell sehr unterschiedlichen Verläufe und Ansprechen auf die zur Verfügung stehenden Therapieoptionen, ist es demnach nicht sinnvoll einen zeitlichen Rahmen bei der Behandlung der Trigeminusneuralgie zu setzen.
Vielmehr sollte jeder Betroffene individuell und auf seinen Fall bezogen betreut und therapiert werden.