Definition: Glomerulonephritis, wenn es aufgrund der beidseitigen Entzündung der Glomeruli zum Verlust der Filterfunktion der Niere kommt.
Der Name Glomerulonephritis setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Zum einen die Glomeruli der Niere, welche kleine Gefäßknäuel sind, die einen wichtigen Teil der Nierenfunktion übernehmen. Sie sind ein Teil des Systems, das dafür sorgt, dass aus dem in der Niere filtrierten Blut letztlich Urin wird. Die Nachsilbe „-itis“ beschreibt die Entzündung dieser Gefäßknäuel. Eine Glomerulonephritis ist dabei immer eine Entzündung, die keinen bakteriellen, sondern immunvermittelten Hintergrund hat. Es gibt eine lange Reihe an möglichen Ursachen für eine solche Entzündung und es handelt sich um eine sehr seltene und komplexe Krankheit, bei der immer beide Nieren betroffen sind. Außerdem stellt die Glomerulonephritis die häufigste Ursache für eine terminale, also nicht umkehrbare und dauerhaft bestehende Niereninsuffizienz dar.
Eine Glomerulonephritis ist potenziell gefährlich, da sie in eine chronische Verlaufsform übergehen kann und es zu einem Nierenversagen kommen kann.
Außerdem können daraus Herz-Kreislauf-Erkrankungen entstehen.
Da eine Glomerulonephritis eine Erkrankung an der Niere ist, sollte man bei einem Facharzt für Nierenheilkunde (Nephrologen) vorstellig werden.
Dieser beschäftigt sich mit allem rund um die Niere und den Auswirkungen von Nierenerkrankungen auf den Körper.
Wichtig zu wissen ist, dass Nephrologie eine Fachrichtung ist, die nicht chirurgisch tätig wird, was bedeutet, dass bei möglichen nötigen Operationen ein Urologe hinzugezogen werden muss.
Die Urologie ist eine Fachrichtung, die sich mehr mit den Operationen an Nieren und ableitenden Harnwegen beschäftigt und sehr eng mit der Nephrologie verknüpft ist.
Wenn man aufgrund der typischen Symptome beim Hausarzt vorstellig wird, hilft dieser an die richtigen Ansprechpartner der entsprechenden Fachrichtung zu verweisen oder stellt direkt eine spezifische Überweisung aus.
Die Ursachen einer Glomerulonephritis sind vielfältig.Die Glomerulonephritis ist ein sehr seltenes und komplexes Krankheitsbild.
Bisher konnte noch nicht vollständig geklärt werden, was die Ursachen bzw. Auslöser und Risikofaktoren sind.
Sicher ist, dass es sich bei der primären Form um eine immunvermittelte Entzündung handelt, welche nicht durch Bakterien ausgelöst wird.
Ob es genetische Faktoren gibt und welche Faktoren bei der Überaktivierung des Immunsystems eine Rolle spielen, ist aber nach wie vor Bestandteil aktueller Forschung.
Bisher werden die Schädigungen in den Glomeruli unter anderem dadurch erklärt, dass sich Immunglobuline (wichtige körpereigene Proteine, die Teil des Immunsystems sind) zu Komplexen zusammenlagern und sich in die Wände der Glomeruli einlagern.
Dies sorgt für eine Aktivierung des Immunsystems, woraufhin Entzündungszellen aktiviert werden und die Zellvermehrung angeregt wird.
Dies erklärt die übermäßige Immunreaktion und die Ablagerungen, welche Schäden in der Glomeruluswand und damit in der Filtrationsbarriere der Niere hervorrufen.
Dadurch wird es größeren Molekülen möglich, in den Urin zu gelangen.
Somit sind die abgelagerten Immunkomplexe eine mögliche Erklärung für die Symptome wie Blut oder Proteine im Urin.
Eine weitere Ursache für die glomeruläre Schädigung ist der häufig zugrundeliegende Bluthochdruck, welcher größere Moleküle durch die FIltrationsbarriere presst und dadurch eine Schädigung der Gefäßwände hervorruft.
Durch diese Schädigungen können Zellen des Immunsystems aktiviert werden, welche wiederum die Zellproliferation anregen.
Dies sorgt dafür, dass letztlich die Membran der Glomeruli verdickt, was bei der Untersuchung von entnommenem Gewebe erkannt wird.
Im Kindesalter sind vor allem Schädigungen von kleinen Zellen der Filtrationsbarriere, die Einnahme von NSAR (Medikamente, die schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend wirken – bspw. Ibuprofen) sowie Allergien Ursache der Glomerulonephritiden.
Bei Erwachsenen lassen sich hingegen am häufigsten Glomerulus-Entzündungen aufgrund von Autoantikörpern oder Immunkomplexen finden, die die Filtrationsbarriere der Glomeruli schädigen.
Die systemische Erkrankung an Lupus erythematodes, erzeugt als chronisch entzündliche Autoimmunkrankheit Antikörper gegen Zellbestandteile und schädigt das Bindegewebe der Gefäße nachhaltig.
Dies kann per se jedes Organ betreffen und auchzur Glomerulonephritis führen.
In allen Altersgruppen wurden zudem Malignome (bösartige Tumoren) und Infektionen als Ursachen gefunden.
Eine weitere Einteilung der Ursachen ist die Unterscheidung zwischen primären Ursachen, welche direkte Schäden an den Glomeruli beschreiben, und den sekundären Ursachen, welche die Glomeruli-Schädigung anhand einer Grunderkrankung erklären.
Die besonders aggressiven Formen, welche auch als rapid-progressive beschrieben werden, können wiederum in 3 Typen eingeteilt werden.
Symptome bei akuter Glomerulonephritis:
Symptome bei chronischer Glomerulonephritis:
Die Anzeichen variieren wie auch die Ursachen sehr stark.
Bei den meisten Patienten mit einer akuten Glomerulonephritis ist im Urin Blut sichtbar.
Zudem haben viele der Betroffenen Bluthochdruck und ein nephrotisches Syndrom.
Dieses Syndrom beschreibt das gleichzeitige Vorhandensein von drei Symptomen:
Weitere Symptome können Abgeschlagenheit oder auch das Ausbleiben von Urin sein.
Bei den sekundären Formen der Glomerulonephritis liegt eine Grunderkrankung vor, welche die Schädigung der Glomeruli hervorruft.
Diese Grunderkrankungen können für weitere krankheitsspezifische Symptome sorgen, werden hier aber aufgrund der Menge an Ursachen außen vor gelassen.
Um eine Glomerulonephritis zu diagnostizieren, werden eine Blutprobe und eine Urinprobe entnommen, um anhand spezifischer Werte bei Verdacht auf eine Glomerulonephritis schließen zu können.
Da es auch einige Grunderkrankungen gibt, bei denen eine Glomerulonephritis gehäuft auftritt, ist zudem das Gespräch zwischen Arzt und Patient wichtig, um andere vorliegende Erkrankungen mit in die Diagnosefindung einbeziehen zu können.
Die einzig zuverlässige Diagnostik stellt jedoch eine Nierenbiopsie dar, welche im Krankenhaus durchgeführt wird.
Hier wird nach Aufklärung durch den Arzt die Niere zunächst mit Hilfe eines Ultraschalls dargestellt.
Dies dient der Markierung einer geeigneten Punktionsstelle.
Daraufhin wird die Stelle der Haut und das Fettgewebe unter der Haut betäubt und die Punktionsnadel unter Ultraschallkontrolle bis zur Niere vorgeschoben.
Durch Knopfdruck wird ein Gewebezylinder ausgestanzt und die Punktionsnadel wieder entfernt.
Zum Abschluss kommt ein Pflaster auf die Einstichstelle.
Im Normalfall sollte der Patient noch ein paar Stunden auf einem Sandsack liegen und bleibt zur Kontrolle über Nacht auf Station.
Am nächsten Morgen wird erneut per Ultraschall kontrolliert, dass keine weiteren Blutungen aufgetreten sind und der Patient darf nach Hause.
Anhand der Untersuchung der Gewebeprobe können Glomerulonephritiden ausgeschlossen oder diagnostiziert werden.
Die Therapie einer Glomerulonephritis hängt stark vom Ursprung der Erkrankung und vom Stadium ab.
Ist die Glomerulonephritis auf eine Grunderkrankung zurückzuführen, sollte zunächst diese behandelt werden.
Dies kann sehr unterschiedlich aussehen:
Falls nach wie vor die Erreger der zugrundeliegenden Infektion vorhanden sind, können, wie bereits erwähnt, Antibiotika eingesetzt werden.
Handelt es sich um eine primäre Glomerulonephritis, startet die Therapie mit der Gabe von Immunsuppressiva wie Glucocorticoiden, welche die überschießende Immunantwort eindämmen sollen.
Bei schweren Formen können auch Zytostatika, also Medikamente, die das Zellwachstum und die Zellteilung stören, zum Einsatz kommen.
Besonders wichtig ist der zügige Start einer Therapie bei den schnell fortschreitenden Formen der Glomerulonephritis, da es sonst innerhalb sehr kurzer Zeit zum Funktionsverlust der Niere kommen kann.
Eine Glomerulonephritis ist gerade zu Beginn meist beschwerdefrei und zeigt sich irgendwann durch Symptome wie blutigen Urin, schäumenden Urin, Wassereinlagerungen oder auch Bluthochdruck.
Bei chronischen Patienten sind diese häufig geringer ausgeprägt oder werden durch das langsame Fortschreiten oft erst später von den Patienten bemerkt.
Sollten sich die bereits genannten Symptome im Laufe der Zeit oder auch sehr plötzlich zeigen, wird immer das Aufsuchen eines Arztes empfohlen.
Je früher dies geschieht, desto schneller kann ein Defekt an der Niere oder den ableitenden Harnwegen diagnostiziert oder auch ausgeschlossen werden.
In manchen Fällen müssen keine weiteren Behandlungsschritte eingeleitet werden und die Nachkontrolle in einigen Wochen ist ausreichend, in anderen Fällen ist jedoch schnelles Handeln erforderlich.
Gerade bei blutigem Urin sollte immer eine zügige Abklärung der Ursache erfolgen, um das Fortschreiten gesundheitsbedrohlicher Zustände schnellstmöglich zu unterbinden.
Abhängig vom eingeschlagenen Therapieweg sollten die Symptome wieder zurückgehen und eine irreversible Niereninsuffizienz im Optimalfall verhindert werden.
Die Prognose bei einer Glomerulonephritis ist je nach Art und Stadium sehr unterschiedlich.
Einige Formen können sehr mild verlaufen und entsprechend ist die Prognose sehr gut.
Bei den rapid-progredienten Formen ist, wie der Name schon sagt, das schnelle Fortschreiten häufig ein Problem.
Wird es nicht frühzeitig erkannt und therapiert, kann es innerhalb weniger Tage zum Nierenversagen kommen, welches ohne Therapie zu irreversiblen Schäden an der Niere, Dialysepflichtigkeit und einer Transplantation führen kann.
Wird die Therapie aber frühzeitig gestartet, ist selbst bei sehr kritischen Krankheitsformen wie dem Goodpasture-Syndrom eine Erholung der Nierenfunktion in mehr als 50 % der Fälle möglich.
Da die Glomerulonephritis als primäre Ursache eine Autoimmunerkrankung ist, deren Mechanismen noch nicht zufriedenstellend erörtert werden konnten, ist das Vorbeugen derzeit noch nicht möglich.
Für sekundäre Ursachen wie Diabetes mellitus und auch die Entzündung der Gefäßknäuel nach einer Infektion ist die Behandlung der Grunderkrankung eine wichtige Maßnahme, um dem Auftreten der Glomerulonephritis vorzubeugen.
Sollte eine Grunderkrankung vorliegen, welche noch nicht ärztlich abgeklärt wurde oder für die es eine ärztlich empfohlene Therapie gibt, empfiehlt es sich zur Risikominimierung, die Therapie nach Plan durchzuführen und einzuhalten.
Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen wie bei der Glomerulonephritis gibt es einige.
Diese können beispielsweise anhand unterschiedlicher Symptome aufgeteilt werden.
Das Vorliegen von mit bloßem Auge sichtbarer Rotfärbung im Urin spricht für das Vorhandensein von roten Blutkörperchen oder Blut im Urin.
Es kann sich hierbei um Hinweise auf zu behandelnde Erkrankungen wie Nierentumore, Nierenzysten, einen Niereninfarkt und viele weitere handeln.
Auch im Bereich des Harnleiters können Tumore oder Steine zur Verletzung der Gefäßwände naheliegender Arterien und Venen führen, was den Urin rot färbt.
Andere betroffene Organe können die Harnblase und auch der letzte Abschnitt des harnableitenden Systems, die Harnröhre, sein.
Auch hier können Blutungen durch Verletzungen im Allgemeinen oder durch Wachstum von bösartigen Tumoren in umliegende Gefäße verursacht werden.
Generelle Ursachen wie Harnwegsinfekte oder stumpfe Verletzungen müssen auch als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden.
Bei Frauen im gebärfähigen Alter ist zusätzlich zu beachten, dass im Zuge der Menstruation eine Rotfärbung des Urins durchaus vorkommen kann und nach Ausschluss möglicher anderer Ursachen eine nicht weiter zu behandelnde Ursache darstellt.
Auch Bluthochdruck ist ein Symptom, das unterschiedlichste Ursachen haben kann.
Von Gefäßerkrankungen wie Gefäßverschlüssen, die im vorherigen Bereich des Blutkreislaufes einen erhöhten Druck zum Weitertransport des Blutes erfordern, über Schwächen im Gewebe der Gefäße oder auch an den Gefäßklappen im gesamten Blutkreislauf, gibt es unzählige Erkrankungen, die Bluthochdruck mit sich ziehen.
Zudem können einige Medikamente, der Konsum von Drogen, wie unter anderem Alkohol, Vergiftungen und auch Schwangerschaften, dazu führen.
Eine andere Erkrankung der Niere, die für einen erhöhten Druck im Gefäßsystem sorgt, ist die Nierenarterienstenose, bei der durch Umbauprozesse und Einlagerung von Cholesterin in die Gefäßwände eine Engstelle in der Nierenarterie entsteht.
Diese führt dazu, dass das zufließende Blut vor der Niere mit höherem Druck in das Organ gepumpt werden muss, um die Funktion und Versorgung aufrechtzuerhalten.
Dies sorgt für einen Anstieg des Blutdruckes im gesamten Körperkreislauf, der dann über eine Blutdruckmanschette gemessen werden kann.
Da die für Glomerulonephritiden typischen Wassereinlagerungen eine Folge von erhöhtem Blutdruck darstellen, sind hier die gerade bereits beschriebenen Krankheiten auszuschließen.
Das übermäßige Vorhandensein von Proteinen und Fetten hängt häufig mit der Ernährungsweise zusammen, weshalb die Analyse der Essgewohnheiten immer ein wichtiger Bestandteil der Abklärung ist.
Das Ausbleiben von Urin oder eine stark verringerte Urinmenge hingegen hängt eng mit der Zufuhr von Flüssigkeit in Kombination mit Flüssigkeitsverlust aufgrund von Schwitzen oder auch dem Wassergehalt des Stuhls zusammen.
Die Heilung der Glomerulonephritis hängt ganz von der Ursache und dem Stadium ab.
Handelt es sich aber um eine chronische Form der Glomerulonephritis, ist in vielen Fällen keine Heilung mehr möglich.
Eine Therapie sollte trotzdem angestrebt werden, da durch diese zumindest das Fortschreiten verlangsamt und so der Zeitpunkt der Dialysepflichtigkeit oder auch die Notwendigkeit einer Nierentransplantation verzögert werden kann.