Definition: Schielen (Strabismus), wenn es zu einer permanenten oder vorübergehenden Fehlstellung eines oder beider Augen kommt, bei der die Augen nicht in dieselbe Richtung blicken.
Das Schielen, fachsprachlich auch Strabismus genannt, bezeichnet eine Fehlstellung eines oder beider Augen. Normalerweise blicken beide Augen in dieselbe Richtung und fixieren so ein Objekt, das scharf gesehen werden soll. Beim Schielen weicht ein Auge von dieser Blickachse ab, der Blick fällt in unterschiedliche Richtungen. Dadurch bildet sich eine typische Augenfehlstellung aus. Unterschieden wird zwischen einem primären Schielen (ohne weitere Erkrankungen) und einem sekundären Schielen (Schielen als Ursache einer anderen Erkrankung).
Zunächst einmal! Absichtliches Schielen ist nicht gefährlich, im Gegenteil, wer gut Schielen kann, hat eine gute Kontrolle über die Augenmuskeln.
Unbeabsichtigtes Schielen ist gefährlich, und kann unbehandelt zu einer dauerhaften hochgradigen Sehschwäche auf dem betroffenen Auge führen.
Wenn Du bei dem Kind ein Schielen bemerkst, solltest Du unbedingt einen Augenarzt aufsuchen.
Tritt bei Dir Schielen in der Familie auf, ist es ebenfalls ratsam, Dein Kind einem Augenarzt vorzustellen.
Der Begriff Strabismus stammt aus dem Altgriechischen und beschreibt das im Volksmund bekannte Schielen.
Bei Vorliegen eines Strabismus besteht eine Störung des Augenmuskelgleichgewichts.
Die Augenmuskeln sind am Augapfel (Bulbus) befestigt und sorgen für die Beweglichkeit der Augen, also die Fähigkeit, die Augen zu bewegen und den Blick zu steuern.
Die Stärke und Länge der Augenmuskel ist sehr fein abgestimmt und sorgt bei „augengesunden“ Menschen für einen im Neutralzustand gerade ausgerichteten Blick, bei dem die Augen meist parallel zueinander stehen und die Blickrichtung sich zwar ergänzt, aber nicht stark kreuzt.
Liegt ein Strabismus (Schielen) vor, kommt es zu einer Abweichung der Sehachse durch eine falsche Positionierung eines Auges.
Dies führt häufig auch zu veränderten Seh-Eindrücken, bei denen die Bilder der einzelnen Augen nicht zu einem gemeinsamen Gesamtbild fusioniert werden können.
Man kann zwischen latentem (Hereophorie) und manifestem Schielen (Heterotropie) unterschieden.
Zudem gibt es verschiedene Formen des Schielens: Lähmungsschielen und Begleitschielen.
In der Kindheit besteht überwiegend Begleitschielen, welches durch frühzeitige Therapie behandelt werden kann.
Das Lähmungsschielen ist mehrheitlich erst im Laufe des Lebens erworben und zeichnet sich durch wahrgenommene Doppelbilder und Sehstörung aus.
Selten gibt es auch im Nervensystem liegende Ursachen für Schielen.
Die Therapie richtet sich nach der Schwere, Ursache und Alter des Patienten und sollte individuell mit dem behandelnden Arzt entschieden werden.
Die Ausprägung des Schielens kann sehr unterschiedlich ausfallen, von leichter Form, die als Normvariante angesehen wird, bis hin zu Sehbehinderung reichen.
Beachte! In den meisten Fällen ist eine frühe Erkennung und Behandlung sinnvoll, um eine gute Entwicklung des Sehvermögens zu gewährleisten und einer Verschlechterung des Strabismus (Schielen) vorzubeugen.
Strabismus (Schielen) lässt sich nach verschiedenen Kriterien in Formen unterteilen.
Einerseits lässt Strabismus (Schielen) sich nach Ursache einteilen:
Die klinische Ausprägung ist ein weiteres Kriterium:
Hier lassen sich manifester Strabismus (Heterotrophie) und latenter Strabismus (Heterophobie) unterscheiden.
Eine weitere Form der Einteilung erfolgt nach der Richtung des Schielens:
Verschiedene Faktoren können zu dem Auftreten eines Strabismus beitragen.
Häufig tritt Schielen bei Kindern ohne bestimmte Ursache auf und lässt sich, wenn früh erkannt, sehr gut behandeln
In einigen Fällen kann Stress unter der Geburt zu einer Schädigung des Gehirns und damit zu Strabismus (Schielen) führen.
Andere Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie Tumore, Blutgerinnsel und Ähnliches können zu einer Lähmung und dadurch zu einem Schielen führen.
Bei schlechter Blutversorgung, Entzündungen oder Nervenschäden im Bereich der Augenmuskeln kann ebenfalls ein Schielen entstehen.
Auch eine Frühgeburt oder Sauerstoffmangel kommen als Auslöser infrage.
Einige Faktoren sprechen ebenfalls für einen Einfluss der Genetik, da es in Familien zu Anhäufung von Fällen von Strabismus kommen kann.
Latentes Schielen kann durch Ermüdung der Augenmuskeln zustande kommen.
Diese Ermüdung kann beispielsweise durch Alkohol oder andauernde starke Belastung der Augen (PC Arbeit, schlechte Lichtverhältnisse) entstehen.
Das Vorliegen eines Strabismus (Schielen) an sich beschreibt eigentlich schon das auftretende „Symptom“.
Es ist eine optisch sichtbare Veränderung des Augenstandes zueinander.
Je nach Form des Strabismus (Schielen) kann dies auch zu begleitenden Symptomen führen.
Bei Kindern kann die Position der Augenlider oft den Fehleindruck des Strabismus (Schielen) vermitteln (Pseudostrabismus).
Bei einem Schielen durch Lähmung bedingt zeigt sich der Strabismus nicht in jeder Blickrichtung gleich stark, da meist ein bestimmter Muskel vom Strabismus (Schielen) betroffen ist und dieser nicht bei jeder Augenbewegung benötigt wird.
Anders verhält es sich beim Begleitschielen.
Hierbei ist der Schielwinkel in allen Blickrichtungen gleich stark ausgeprägt und tritt vor allem in den ersten Lebensjahren auf.
Neben der Augenfehlstellung kann es zu Konzentrationsproblemen, Brennen, falschem Einschätzen der Umgebung kommen.
Wird die Sehfehlstellung im Kindesalter nicht behandelt, kann sich danach eine Sehschwäche in der Bildverarbeitung entwickeln (Amblyopie), die nicht mehr korrigierbar ist.
Um dies zu vermeiden, gibt es im Kindesalter standardmäßig eine Pflichtuntersuchung durch einen Augenarzt.
Beim Lähmungsschielen tritt der Strabismus häufig sehr plötzlich ein und kann sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen vorkommen, hierbei sollten zugrunde liegende Ursachen erforscht werden.
Die Diagnose von Strabismus (Schielen) erfolgt durch eine Untersuchung des Augenarztes.
Die Position der Augen wird hierfür in verschiedenen Blickrichtungen und in Bewegung beurteilt.
Da die augenärztliche Untersuchung Teil der Pflichtuntersuchung im Kindesalter ist, fällt ein Schielen spätestens bei dieser Untersuchung auf.
Verschiedene Sehtests ermöglichen das Feststellen eines Strabismus (Schielen).
Beachte! Ein frühzeitiger Therapiebeginn ist wichtig, um die Gefahr einer Schwachsichtigkeit zu verhindern.
Die Therapie des Strabismus (Schielen) ist abhängig vom Alter der Patienten, der Schwere und der Ausprägungsform.
Wichtig ist, immer begleitend auch vorliegende Fehlsichtigkeiten zu behandeln, da diese einen Strabismus (Schielen) verursachen können.
Kommt es trotz Einstellung der Fehlsichtigkeit zu keiner Verbesserung des Schielens, muss dieser konsequent behandelt werden.
Eine Behandlungsform ist die Okklusion, das heißt der „Verschluss“ eines Auges.
Das gesunde Auge wird verdeckt, mit Augenklappe oder Pflaster, damit das schwächere Auge trainiert und beansprucht wird.
Dies kann über einen längeren Zeitraum bis zu Jahren notwendig sein.
Im Anschluss kann zudem eine Operation notwendig werden.
Die Operation wird durchgeführt, wenn die entsprechenden Muskeln sich trotz Behandlung nicht ausreichend anpassen.
Es kann die Verkürzung oder Verlängerung eines Muskels erfolgen.
Ist die Ursache für den Strabismus (Schielen) ein Lähmungsschielen, muss die Ursache der Lähmung gefunden und behandelt werden.
Dies kann in einigen Fällen ebenfalls eine Operation sein.
Auch eine speziell angefertigte Brille (Prisma) kann helfen, das Schielen auszugleichen. Selten kann ein überaktiver Muskel auch durch Botoxinjektion gelähmt werden, um den Strabismus (Schielen) ins Gleichgewicht zu bringen.
Hinweis! Welche Behandlung die richtige ist, wird durch den behandelnden Kinder- und Augenarzt entschieden.
Der Strabismus (Schielen) kann in einigen Fällen konservativ, das heißt durch Training, mittels Okklusion oder Ausgleichen der Sehschwäche behandelt werden.
Zeigt sich unter den konservativen Behandlungsmethoden keine im vorgesehenen Zeitraum eintretende deutliche Besserung des Schielens, muss dieser operiert werden.
Diese „Schieloperation“ wird bei Begleitschielen meist erst nach dem 6. Lebensjahr durchgeführt, um das Kind zu schonen und den nicht operativen Methoden eine Chance zu geben.
Bei Spätschielen, welches erst nach dem 1. Lebensjahr entsteht, sollte die Operation möglichst zeitnah erfolgen.
Ein wichtiger Indikator für die Notwendigkeit einer Operation ist ebenfalls die Größe des Schielwinkels.
Bei bestimmten Winkel kann es zur Unfähigkeit des räumlichen Sehens durch die Zusammenarbeit beider Augen kommen.
Auch aus kosmetischen Gründen, um psychische Belastung durch verändertes Aussehen wegen des Strabismus (Schielen) zu vermeiden, wählen einige Patienten die operative Korrektur.
Bei einem Lähmungsschielen ist die Behandlung sehr individuell, je nach Ursache.
Ist ein Tumor Ursache der Augenmuskellähmung, kann in einigen Fällen je nach Lage und Größe eine Operation erfolgen.
Bei Fortbestehen der Lähmung kann der betroffene Muskel auch operativ behandelt werden.
Vorbereitung
Vor dem Entschluss zu einer Operation des Schielens sollte dieser untersucht und definiert werden.
Hierzu werden auch die Schielwinkel bestimmt.
Die Operation findet fast immer in Vollnarkose (vor allem bei Kindern) statt.
Der Patient wird vor der Operation über den Ablauf des Eingriffs, die Narkose und mögliche Risiken aufgeklärt.
Er muss dieser Aufklärung zustimmen, damit der Eingriff durchgeführt werden kann. Bei einer Vollnarkose muss der Patient vor der Operation nüchtern sein und darf maximal bis 2 Stunden vor der Operation schluckweise klares Wasser trinken.
Mit dem Operateur wird auch besprochen, ob für den Eingriff bestehende Medikamente pausiert werden müssen.
Ablauf der OP
Die genaue Operation ist abhängig von der Form und Ausprägung des Strabismus.
Das Ziel der Operation ist es, den bestehenden Schielwinkel zu korrigieren.
Bei zu kurzen oder zu kräftigen Muskeln können diese neu positioniert oder entlastet werden.
Zu schwache Muskeln können gestrafft werden.
Der Eingriff findet dabei zwar in der Augenhöhle, aber außerhalb des Augapfels statt, da die Augenmuskeln außen an diesem befestigt sind.
Bei Lähmung kann der Muskel gestrafft oder der gesunde ebenfalls geschwächt werden.
Um an die Augenmuskeln zu gelangen, muss die Bindehaut seitlich neben dem Augapfel eröffnet werden, diese wird nach der Korrektur der Augenmuskeln wieder vernäht.
Für die Naht wird ein Material verwendet, welches vom Körper selbst abgebaut wird.
Nach der OP
Nach der Operation kann das Auge einige Zeit sehr gereizt sein und viel Tränen.
Die Bindehaut ist meist gerötet und geschwollen.
Zur Nachbehandlung werden bestimmte Salben oder Tropfen verordnet, die den Heilungsprozess unterstützen und wie vom Arzt empfohlen anzuwenden sind.
Nach der Operation sollte das Auge von fremden Stoffen geschont werden (Pflegeprodukte, Linsen, Kontakt mit chlorhaltigem Wasser und weiteres).
Es erfolgen Nachuntersuchungen, um den Operationserfolg zu beobachten.
In einigen Fällen können auch mehrere Operationen zur optimalen Korrektur des Strabismus (Schielen) notwendig sein.
Risiken
Zu den Risiken einer Operation zählen Schmerzen, Blutung, Verletzung des Auges, Entzündung, Infektion, nicht zufriedenstellende Korrektur.
Ein Strabismus (Schielen) kann sehr unterschiedlich verlaufen, je nach Ursache und Ausprägung.
Bleibt ein Schielen im Kindesalter unbehandelt bestehen, kann dies für die zukünftige Entwicklung des Sehens dramatische Folgen haben.
Unbehandelt kann es zu einer Störung des Binokularsehens (Sehen mit beiden Augen) kommen.
Durch die Fehlstellung kann sich innerhalb des Gehirns im Bereich der Sehrinde (Bereich des Hirns, welcher für die Verarbeitung von Seheindrücken zuständig ist) eine Fehlfunktion entwickeln.
Diese Fehlfunktion wird Amblyopie genannt.
Amblyopie entsteht, wenn eines oder beide Augen keine gute Abbildungsleistung haben oder die weitergeleiteten Sehinformationen nicht übereinstimmen.
Dies führt zu einer Unterdrückung eines der von den Augen weitergeleiteten Bilder.
Die Amblyopie ist demnach eine Entwicklungsstörung der Sehfähigkeit, die sich bei unbehandeltem Schielen im frühen Kindesalter entwickeln kann, und wenn erstmal eingetreten ist, nicht mehr umzukehren ist.
Strabismus (Schielen) kann in manchen Ausprägungen tatsächlich „wegtrainiert“ werden.
Hierbei handelt es sich entweder durch Formen des Strabismus (Schielen), die durch eine Sehschwäche bedingt sind.
Ist die Sehschwäche korrigiert, beispielsweise durch eine Sehhilfe, kann sich der Strabismus (Schielen) ebenfalls zurückbilden.
Die andere Variante ist durch Okklusionsbehandlung durchzuführen.
Hierbei wird das gesunde Auge verdeckt. Dabei wird das vom Schielen betroffene Auge gezwungen, sich auf das Sehen zu fokussieren und soll dadurch in eine korrekte Lage trainiert werden.
Wie dies genau zu erfolgen hat, muss allerdings der behandelnde Augenarzt entscheiden.
In vielen Fällen ist zusätzlich zu der „Trainingskorrektur“ eine operative Therapie nötig, daher lässt sich der Strabismus (Schielen) nur bedingt allein durch Training behandeln.
In einigen Fällen reicht also die konservative Therapie, die man auch als Training bezeichnen kann, dies ist jedoch sehr individuell für jeden Patienten.
Es gibt Fälle, in denen Schielen vererbt wird.
In einigen Familien kommt Strabismus gehäuft vor, daher liegt hierbei eine genetische Komponente nahe.
Dies ist besonders bei Begleitschielen der Fall.
Hierbei sind oft andere Familienmitglieder betroffen.
Im frühen Kindesalter wird durch die U-Untersuchungen beim behandelnden Kinderarzt oder auch Augenarzt die Stellung der Augen überprüft.
Da Strabismus (Schielen) im Kindesalter sehr früh erkannt und behandelt werden sollte, um Fehlentwicklung des Sehzentrums im Gehirn zu verhindern (Amblyopie).
Bei Unsicherheit oder Verdacht auf Strabismus bei einem Baby sollte zuerst der behandelnde Kinderarzt kontaktiert werden.
Ein häufiges Phänomen bei Neugeborenen und Säuglingen ist der Pseudostrabismus.
Da bei Babys die Augenlider sehr tief sitzen, verdecken sie einen Teil der Augen.
Dies kann fälschlicherweise den Eindruck vermitteln, die Kinder würden schielen.
Die Sehachsen sind jedoch normal und es liegt mesit kein Strabismus (Schielen) vor.
Auch bei bestimmten ethnischen Gruppen wie beispielsweise bei asiatischen Kindern kann die Lidanatomie ein Schielen vortäuschen.
Daher ist bei Babys erst einmal Entwarnung gegeben und der Kinderarzt sollte für einen Ausschluss zu Rate gezogen werden.